Nick Cave :: And The Ass Saw The Angel
NICK CAVE And The Ass Saw The Angel – Readings & Music By Nick Cave
Nick Cave goes Kultur: Nachdem er im Sommer schon das Londoner Meltdown-Festival organisierte, setzt der australische Untergrund-Papst nun zu weiteren Ausflügen in die Welt des Feuilletons an. So wirkt er nicht nur am neuen Album von Ute Lemper mit, sondern hat auch aus seinem ’89er Roman „And The Ass Saw The Angel“ gelesen und ihn vertont. Dann geht es um einen Jungen, der von seinen Eltern für den Tod seines Zwillingsbruders verantwortlich gemacht und so lange terrorisiert wird, bis er zum Outlaw mutiert bzw. sich auf blutrünstigste Weise an der Gesellschaft rächt. Ein Stoff, den Cave mit detaillierten Ekeleien ausschmückt: Blut, Kotze, Gedärme, nackte Gewalt. Alles erzählt mit christlich-religiösem Unterton, den er auch beim Lesen rüberbringt – mit flüsternder Stimme und einem düster-bedrohlichen Klang-Szenario aus Harmonika, Xylophon, Streichern und Klavier. Oder er variiert mit verschiedenen Effekten, was seinem ohnehin markanten Organ etwas Gespenstisches verleiht. Folglich ist AND THE ASS SAW THE ANGEL nichts für den täglichen Gebrauch, sondern gehört wohl eher in die Kuriositäten-Abteilung eingefleischter Fans. Dasselbe gilt für die Musik, die ursprünglich für eine Aufführung in Melbourne entstand: Rabenschwarze Tongemälde mit verschlepptem Tempo, dramaturgischem Aufbau und bizarrem Flair. Komponiert von Cave, Mick Harvey und Ad Clayton-Jones, funktioniert das Ganze aber nur in Zusammenhang mit der visuellen Komponente. Denn so ganz ohne Handlung, Bilder und Charaktere, droht man in diesem theätre noire regelrecht zu ersticken.
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