Kim Fowley – Animal God of the Streets

Soll man ihn als einen der großen Kulthelden und Überlebenden der 60er Jahre feiern oder eher von einem tragischen Fall der Musikgeschichte sprechen? Kim Fowley, 1942 in LA. geborener Berufsexzentriker, scheint das Schicksal so mancher anderer Fußnote der Rockgeschichte teilen zu müssen. Er verhalf vielen als Songwriter, Produzent, Manager oder Entdecker zum Durchbruch (u.a. Runaways, Modern Lovers, Soft Machine, Cat Stevens, Byrds),ohne sich selbst entscheidend in Szene setzen zu können. Seine unfertigen Garagen-Rock’n’Roll-Exkursionen begeisterten zwar manchen Kritiker, blieben aber in den Regalen liegen und sind heute in erster Linie ein Thema für Raritäten-Sammler. So auch dieses Album aus dem Jahre 1974, das in Europa bislang unveröffentlicht blieb, und hier erst 25 Jahre später seine Premiere feiert. Das erinnert ein wenig an Kinskis‘ letztes Filmwerk“Paganini“, das ebenfalls bislang nicht für aufführungswürdig gehalten wurde und jetzt seine späte Beachtung findet. In Zeiten gesichtsloser Massenware sind Exzentriker plötzlich wieder gefragt. Die Geschichte von ANIMAL GOD OF THE STREETS ist schnell erzählt: Kim Fowley schrieb Ende der 60er und Anfang der 70er einen Haufen Songs für die jungen Wilden der Szene wie Iggy Pop, die MC5 oder die Fläming Groovies. Er nahm hierfür wie üblich ein paar Demos im Alleingang auf. Als die Songs keinen Abnehmer fanden, brachte sie das kleine Skydog Label schließlich in den Staaten auf den Markt und bewies damit Geschmack, denn die neun Stücke-vom Easy Rider-Rocker“Night Of The Hunter“ über die epische Amerika-Abrechnung „Is America Dead?“ bis zum monotonen Stooges-Soundalike „Ain’t Got No Transportation“ – bieten trotz der klanglichen Minimalausstattung eine Menge inhaltlicher Schärfe und Angriffslust.