Depth Charge – Lust

Schön, daß es das auch gibt: Produzenten elektronischer Musik, die zwischen ihren Alben mal eben fünf Jahre verstreichen lassen. Und das obwohl J. Saul Kane seine Kunst weder unter dem Elektronenmikroskop zurechtlötet noch hundertfach durch die Kompressoren jagt. Dieser Musik hört man ihre Spontaneität an – hier ein Sample, da ein Beat, mal ein Filter, aber hauptsächlich Spaß und weg damit. Kategorisierend beschert uns das mit Links eine neue Sektion, in der der Vertrieb die Platte einsortiert sehen will. Suchen Sie in ihrem Fachgeschäft unter „Eclectic Selection Of Breaks & Twisted Film Soundbites“. Tatsächlich ist die Sache etwas einfacher gestrickt und trotz sehr freigeistiger und Hongkong-Actionfilmverliebter Auswahl seiner Quellen hören wir eindeutig elektroiden HipHop alter Schule mit einem gut abgehangenen Biertrinker-Humor und der dementsprechenden Lust auf Krach und Bumm. Schon aus historischen Gründen darf er das. Ohne jetzt wieder die Genealogie der neueren DJ-Kultur herbeizubeten, müssen sich doch einige der neueren Großbeat-Gewinnler bei J.Saul Kane zumindest einmal kurz verneigen. Seine Breaks rockten schon das Haus, als instrumentaler HipHop noch auf die B-Seiten von Singles beschränkt war. Seitdem veröffentlicht Kane aka Depth Charge in loser Folge 12-lnches, die immer wieder den etwas stilvolleren Punkrock in die Beat-Generation brachten. Das Album ist diesbezüglich nicht der große Geniestreich, sondern eher ein semi-nostalgisches Mixtape: alles geht ineinander über, zudem ist in etwa die Hälfte des versammelten Materials schon in anderen Versionen veröffentlicht-was aber tatsächlich nur zwei Hände voll Insider stören dürfte. Der Rest rockt, staunt und trinkt.