Mötley Crüe – Sechs Re-Releases
Anfang der 80er waren Männer noch Männer: wild geschminkt, mit Spandexhosen, Bikerboots, Muskelshirts und Fönfrisuren. Feminine Machos, die alles verkonsumierten, was nach Alkohol oder Koks schmeckte und einen kurzen Leder-Rock trug. Weil das aber nicht nur auf die Leber schlägt, sondern auch die Gehirnzellen angreift, sind aus einstigen Beaus lebende Leichen geworden. Bestes Beispiel: Mötley Crüe. Ihr ’97er Album GENERATION SWINE, 1 Stern, ist eine Bankrotterklärung. Von dem naiven Glam-Metal, der zumindest unfreiwilligen Unterhaltungswert besaß, ist nichts übriggeblieben, als ein Haufen Klischees. Logische Folge: Statt Stadien beackert die Truppe jetzt winzige Clubs, Tommy Lee ist ausgestiegen, und die übrigen Drei können gar nicht genug Geld für Alimente und weißes Pulver auftreiben. Folglich gibt es den Backkatalog jetzt in überarbeiteter Formund mit zahlreichen Bonustracks. Dabei sind vor allem die Anfangsjahre interessant: Der banale Powerrock des ’81er Debüts TOO FAST FOR LOVE, 2 Sterne, etwa, mit Tommy Lees Kuhglocken-Drums, bizarrem Satanisten-Gepose und Texten, die jeglicher Beschreibung spotten. „We were young and we were out of our minds“, so Nikki Sixx. Die Vorlage für vier weitere Alben mit starken Oualitätsschwankungen. Angefangen bei SHOUTATTHE DEVIL, 3 Sterne, (1983),das sich als Black Sabbath light erwies: Viel böse Symbolik, schwarzes Leder und schmutziger Sex. Das nachfolgende THEATRE OF PAIN, 2 Sterne, (1985) thematisiert vor allem Hollywood und GIRLS, GIRLS, GIRLS, 2 Sterne, (1987) nur noch Sex mit und auf Harleys. Bei DR. FEELGOOD, 4 Sterne, (1989) war das Make-up der Musiker verschwunden, der Sound so zwingend wie nie zuvor. Star-Produzent Bob Rock machte es möglich für Mötley Crüe: Eine gute Platte in fast zwei Dekaden – auch ’ne Leistung.
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