Joe Strummer & The Mescaleros – Rock Art & The X-Ray Style

Eigentlich wollte er ja gar keine Platten mehr aufnehmen – was er auch fast zehn Jahre durchgehalten hat. Doch wenn man vier Kinder ernähren muß und einen gewissen Lebensstandard gewohnt ist, dann reichen die bescheidenen Clash-Tantiemen eben doch nicht aus. Folglich muß der inzwischen 47jährige tatsächlich noch einmal antreten, um das Unmögliche zu vollbringen: Ein Album, das sich nicht an reiner Nostalgie vergeht. Denn genau das ist es doch, was seine treue Fangemeinde von ihm erwartet, worauf sich Strummer aber partout nicht einläßt. Schon aus Prinzip:The Clash sind vergessen und vorbei, haben ihm schon zu viele Magenschmerzen bereitet und graue Haare verschafft. Allein wegen des damaligen Knebelvertrages mit CBS, der den jugendlichen Idealismus der Band schonungslos ausnutzte. Den Frust bekämpfte er mit Brandy, Worldmusik und dem radikalen Negieren der eigenen Vergangenheit. Rock Art & The X-Ray Style ist denn auch alles – nur kein Punk-Album. Statt dessen flirtet Joe Strummer hier mit Ethno, Rockabilly, lateinamerikanischer Folklore und Reggae – eben mit allem, was er selber mag. Und dazu zählen auch nicht mehr länger Klassenkampf, Kontras und Nicaragua, sondern Fußballidol Tony Adams, Dinosaurier, Rock ’n‘ Roll-Mythen und Ciderfarming in Südwales. Strummer ist ein weltgewandter ex-Rebell, der seine Kicks aus endlosen Jams, gezielten verbalen Spitzen und unverhohlener Melancholie bezieht. Aber: Wer wollte ihm das verübeln?