Justus Köhncke – Spiralen der Erinnerung
Justus Köhncke ist neben Hans Nieswandt und Eric D. Clark ein Drittel des Kölner House-Trios Whirlpool Productions. Jetzt hat Köhncke ein Solo-Album gemacht. Mit Songs, die ihm in seiner Jugend wichtig waren. Kennen wir ja, diese Anflüge bierseliger, musiksoziologischer Romantik. 1974, ähem, Terry Jacks‘ „Seasons In The Sun“ als Single gekauft, den Song für gut befunden und ihn noch 100 Jahre später im Freundeskreis verteidigt – scheiß auf musikalische Relevanz, scheiß auf zeitlichen Kontext, scheiß auf die Mechanismen der Popkultur. „Der Song ist gut. Damit bin ich schließlich musikalisch sozialisiert worden. Basta“. Die einen diskutieren, wie gesagt, im Freundeskreis, die anderen suchen die Öffentlichkeit und machen ganze Platten davon. Köhncke suhlt sich in seinen ganz persönlichen Spiralen der Erinnerung und covert Songs wie „It’s Too Late“ (Carole King),“Let’em In“ (Paul McCartney & The Wings), „Old Man“ (Neil Young) oder „I Keep A Close Watch“ (John Cale), indem er sie mit mellow House-Beats und allerlei niedlichem Filigran-Schnickschnack aus dem elektronischen Baukasten unterlegt. Das klingt alles sehr schnuckelig, bewegt sich aber immer dann am Rande der Erträglichkeit, wenn Justus Köhncke in leidlich gutem Englisch die Texte vortragt, und damit den Hörer um die nächste nonvokale Passage flehen läßt. Und genau das ist auch das Problem der Platte: welche Relevanz hat ein Cover-Album, dessen einzige Stärke (dekonstruierte) Instrumentalpassagen sind?
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