Kammerflimmer Kollektief – Mäander

Unter „Kammerflimmern“ versteht man eine Bewegung der Herzkammern, die durch die ungleichzeitige Zusammenziehung einzelner Muskelfasern ausgelöst wird. Aus dem Duden-Deutsch holte Thomas Weber das Bild des Kammerflimmerns in seinen Projektnamen, nicht ohne Hintersinn, wie sich zeigt. Weber mag Jazz, Drum ’n‘ Bass und freie elektronische Improvisation studiert haben, aber in seinen eigenen Stücken vermeidet er bewußt den Rückgriff auf „gesunde“ Strukturen. Was dabei entsteht, ist weder Postrock noch die 200. Variante schicker neuer Elektronik. Der Track mit dem Titel „Implodiert“ steht exemplarisch für Webers Klangexperimente: ein nervöser Drang nach innen, bis es nicht mehr weiter geht. Und oft ist ein mächtiger Poltergeist in der Rhythmus-Abteilung dabei, flankiert von wabernden elektronischen Linien, die mal zusammenfinden, mal ruhelos umherdriften – manipuliert, zersetzt, überhöht. Musik, zu der man sich erst einmal nichts vorstellen kann. Leere Räume, die urplötzlich mit ächzenden Maschinen gefüllt werden, die auch gerade erst ihr Eigenleben entdeckt haben. Töne, die stehen und schreien. Oft scheint das Feedback vor den Ohren zu zerreißen, dann kriegt der Track noch zwei, drei Minuten, um sich auf minimalen Gitarren-Akorden zu beruhigen. Es gibt eine hauchzarte Linie vom Kammerflimmer Kollektief zu Faust und Cluster, und es gibt das Tied & Tickled Trio, das auf dem gleichen Label an der Aufhebung der alten Formen arbeitet.