Plunkett & MacLeane

Sie nahmen von den Reichen – und gaben es aus: Ridley Scotts Sohn Jake hat sich bei seiner Robin-Hood-Ballade über eine historisch verbürgte Straßenräuber-Combo aus Proletarier und Blaublut das Ziel gesetzt, den Kostümfilm der erzbritischen Modrigkeit zu entreißen und für das TRAINSPOTTING-Zeitalter aufzupeppen. Mit der Besetzung der Trainspotter Robert Carlyle und Jonny Lee Miller in den Hauptrollen und der nicht minder hippen Liv Tyler als überaus ansehnliche Silberblick-Rapunzel mit wogendem Riot-Girl-Herzen im 18-Jahrhundert-Korsett ist der Anfang gemacht, dem auf inhaltlicher und stilistischer Ebene weitere Stilbrüche folgen, die den Film mehr in Richtung RAVEHEART denn BRAVEHEART rücken. Denn Iggys vielbeschworene „Lust for Life“ und nicht die lästige, vergleichsweise uncoole Last des Überlebens ist deutlich die Triebfeder für die Raubzüge des ungleichen Duos, Profi und ungewaschenes Rauhbein der eine, Amateur und parfümiertes Sensibelchen der andere. Aber Plunkett & MacLeane ist nicht nur glänzende Oberfläche: Der im Ton insgesamt doch sehr düstere, klaustrophobische Film versteht es durchaus, die Kluft zwischen Überfluß in der Oberschicht und grenzenlosem Elend des Fußvolkes herauszuarbeiten. Briten sind eben klassenbewußt. Und gnadenlos, wenn sie Pop machen: Mit überzeugendem Tempo und viel Witz läßt Scott seine zwei Helden auf die Aristokratie los, während die den englischen Cartouches ihrerseits ihre Bluthunde auf den Hals hetzen. Das sorgt für etliche Kurzweil im nicht unbeträchtlichen Spannungsfeld zwischen klassischer Räuberpistole und furiosem Videoclip. Und bereichert die Filmwelt um den ersten Kostümschinken im Big-Beat-Rhythmus. Right about now, the funk soul robbers!