Deep Purple :: Gemini Suite Live
Von Beginn an schwelte bei Deep Purple latent ein Flächenbrand, der immer wieder für gruppeninterne Reibereien sorgte. Ritchie Blackmores Heißhunger auf verzerrte Hard-Rock-Epen stand in Opposition zu Jon Lords filigranen Klassikambitionen. Was im Laufe der Jahre zu einer völligen Verständnislosigkeit beider Lager führte, trug in den Anfängen noch kreative Früchte: Mit dem Hybriden „April“, vor allem aber mit dem vollausgereiften CONCERTO FOR GROUP AND ORCHESTRA sah es eine Weile so aus, als würde Lord die Oberhand gewinnen. Zumal der Rest der Purple-Truppe interessiert mitmischte. Doch der globale Erfolg von Blackmores IN ROCK-Konzept leitete Deep Purple 1970 in härtere Gewässer. Im gleichen Jahr stellte Jon Lord auf einer US-Tour (Deep Purple als Anheizer der Faces!) seine Gemini Suite fertig. Premiere feierte das großorchestrierte Werk am 17. September in der Royal Festival Hall in London mit dem Orchester der Light Society unter Dirigent Malcolm Arnold. Doch im Gegensatz zum CONCERTO FOR GROUP AND ORCHESTRA sorgte die dreiteilige Suite rund um das Sternbild Zwillinge für kaum Medienresonanz, obwohl die BBC und der dänische Rundfunk live übertrugen. Verglichen mit späteren Rock-Klassik-Fusionen der Moody Blues oder von Procul Harum klingt die Performance mit den brillanten Gesangspassagen von Purple-Frontmann Ian Gillan zu puristisch. Selbst Blackmore nahm anstatt einer seiner geliebten Strats eine halbakustische Gibson 335 zur Hand und lieferte atmosphärisch-stimmige Passagen. Bis heute blieb dieser 70er Livemittschnitt unveröffentlicht. Knapp zwölf Monate nach den Aufnahmen erschien das Opus zwar in einer Studioversion, doch anstatt Ritchie Blackmore greift hier Albert Lee in die Saiten, statt lan Gillans Stimmakrobatik liefern Tony Ashton und Yvonne Elliman die Vocals. Die Orchesterrolle fiel den Royal Philharmonics zu. Gemini Suite Live ist ein verkanntes Orchesterwerk, das letztlich doch den Weg in die Läden findet.
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