Royal Trux – Veterans Of Disorder

Okay, die Zeit war reif für ein richtiges Rockalbum. Eins ohne jedes elektronische Alibi, ohne Remix und Computerbeats. Daß Neil Hagerty und Jennifer Herrema, gerade wieder zurück auf ihrer Ranch in sweet, sweet Viriginia, die Gelegenheit beim Schöpfe ergriffen und dem Rock ’n‘ Roll ein paar spaßige, kratzbürstige Seitenhiebe verpaßten, darf als größtes Plus dieses neuen Royal-Trux-Albums gelten. VETERANS OF DISORDER klingt manchmal wie eine Dreckschleuder, die ein paar angry young men auf den kompletten, maroden Rockbetrieb richten. Dann aber wird der Hörer auf die Tatsache zurückgeworfen, daß diese Männer nicht halb so jung sind, wie sie sich anhören, daß hier nicht nur Männer am Werk sind und Jennifer Herrema den Mick Jaggers dieser Welt mit ein paar Gurgellauten einheizt, die nicht von dieser Welt sind. VETERANS OF DISORDER gefällt durch eine wilde Anordnung von Stilen und Klangfarben-, tiefer gelegter Honky Tonk („Exception“), bessere Stones-Balladen („Stop“), voll im Saft stehende Rock-Heuler und Trommelworkshops, die auf uralte Synthies treffen („Yo Se“). Ältere und jüngere Brüder könnten diese Platte ernsthaft hassen, weil sie finden, daß die Flamin‘ Groovies oder Jon Spencer das alles schon besser gemacht haben. Aber Brüder sind ja zum Streiten da.