Prince – The Vault…Old Friends 4 Sale :: Symbolisch

Seine problembeladene 19jährige Partnerschaft mit Warner Brothers beendete Prince Rogers Nelson (The Kasperl Later Known As Formerly Known As Prince) im Jahr 1996. Der kleine Sturkopf war gerade erst auf den großen Stuhl im Vorstandszimmer des Konzerns geklettert, mußte zur Vertragsauflösung aber dennoch Zugeständnisse machen: The Vault…Old Friends 4 Sale ist kein Album, das er freiwillig rausgerückt hätte, es ist vielmehr die letzte Abzahlung von „Prince“- Schulden an Warner. Und Das Künstlerchen will offenbar keine Schande über sein altes Ego kommen lassen. Der manisch-kreative hat eine 3gminütige Kollektion zusammengestellt, aus einer Schaffensphase, in der für ihn Verdaulichkeit noch eine Tugend war. Die zehn Tracks stammen aus den Jahren 1985 bis 1994: hinreichend bekannt daraus ist „5 Women“, der Komponist bleibt nahe an der 1992er Interpretation Joe Cockers. Fundamentalisten sind auch mit der Bonsai-Version von „She Spoke 2 Me“ vom Spike Lee Soundtrack GIRL 6 vertraut, in den vorliegenden acht Minuten gleitet die New Power Generation nach dem Auswalzen eines para-chromatischen Gitarrenlaufs in ein astral-galaktisches 80er-Jahre Wired-Fusion Jazz-Set. Das ähnlich ausgedehnte „When The Lights Co Down“ arbeitet mit der perkussiv-eintönigen Hypnotik von Sades „Why Can’t We Live Together“. Eine experimentell-verstörte Minute „My Little Pill“ trudelt direkt in die Monumentalballade „There Is Lonely“, getragen durch die sensationelle gesangliche Leistung des Universalgenies -1992 aufgenommen für den nie realisierten Soundtrack „I’ll Do Anything“. Diverse auf dem Album belassene Regieanweisungen wie „Cood, one more take!“ („Sarah“) verstärken den Verdacht, daß der Streithansel die meisten Songs im Handumdrehen geschrieben und aufgenommen hat und bis morgen Mittag noch 20 solcher Alben veröffentlichen könnte, wenn man ihn nur dazu zwingen würde. Der Souverän braucht entweder Geld oder war schlicht und einfach gnädig gestimmt: Das Album ist kurz, kann aber vorbehaltslos empfohlen werden – wann konnte man das zum letzten Mal von einem Rogers Nelson Album sagen?