In Extremo – Verehrt Und Angespien

Die Hard & Heavy-Szene jubelt stets verzückt auf, wenn eine Band mal von allzu ausgetretenen Pfaden abweicht und dabei nicht mit düsteren Mittelalter-Klischees spart. So auch im Falle des deutschen Septetts In Extremo, dem mit WECKT DIE TOTEN vor einem Jahr ein erstaunlich erfolgreicher Einstand gelang. „Hört von den sieben Vaganten, die ihr Glück in der Hölle fanden. Behängen mit Fetzen und Schellen, die so laut wie Hunde bellen.“ Mit derlei Gaukler-Lyrik im Opener „Merseburger Zaubersprüche“ starten die Metal-Barden in ein ruppiges Rock-Spektakel,das sie auf der Bühne mit entsprechendem visuellen Firlefanz (waberndem Nebel, Galgen) zelebrieren. Nun zeigt die Idee, Dudelsack- und Schalmei-Gequäke mit schwer geschmiedeten Gitarrenriffs zu verschmelzen, ja noch keine sonderliche Originalität. In Extremo scheinen allerdings wirklich eine vergangene Welt auszuleben und malen sie dem Publikum mit entsprechend blutrünstigen Farben aus. Auch der Witz kommt nicht zu kurz-. „Werd ich am Galgen hochgezogen, weiß ich, wie schwer mein Arsch gewogen.“ Dennoch ist die eigentlich vielversprechende Synthese aus Harfen-Minne und Hardcore-Hammerschlag alles andere als geglückt: Idyllische Momente wie „Pymonte“ stehen zu isoliert da, um miteinander Blutsbrüderschaft zu schließen. Daß die sieben Teutonen noch viel zu lernen haben,fällt besonders bei schwedischen Songs wie „Herr Mannelig“ oder „Vänne och Frände“auf. Denn skandinavischen Kollegen wie Garmarna und Hedningarna beherrschen kurzweiliges Mittelalter-Rabaukentum einfach um Klassen besser: weniger radikal vielleicht, aber pfiffiger und formvollendeter.