Consolidated – Tikkun
Consolidated ist gebündelte Wucht und veträumte Vision zugleich. Getrieben von dem Wunsch, mit knalligen Basslines zu politischer Räson zu rufen. Mit neun Jahren und insgesamt sechs Alben auf dem Buckel entstammt die Band einer Zeit, als mit Living Colour der groovende Polit-Aktivismus gerade ein Gesicht erhalten hatte. Dabei hatten sich Adam Sherbourne und Mark Pistel immer mehr als Performance-Projekt verstanden. Als ein Spiegel, der Eindrücke auffängt, flüchtig speichert und schließlich reflektiert. Wie sein Vorgänger DROPPED basiert Tikkun auf einem Fernsehspiel von John Stoltenberg über sexuelle Gewalt in der Gesellschaft. Und so schieben sich zwischen brodelnde Collagen aus HipHop, Detroit Funk und Industrial schon mal Spoken-Word-Sequenzen, Samples zu Repression und Geschlechterkampf. Dabei setzt sich die Divergenz von Realität und Vision auch in der Musik fort. Energetische Triebkraft und Melancholie bilden ein hektisch-fleckiges Mosaik, das der Spannung stets neuen Auftrieb verschafft. Bluesige Balladen wie „Answering Machine“ etwa – das mit tröpfelnden Beats in die Gegenwart hinübergerettet wird – stehen neben wuchtigen Industrial-Rap-Nummem wie lachende Kinder auf dem Klassenfoto. Und hier liegt auch schon die Crux: Die Stücke sind zu sehr den späten 80er Jahren verhaftet, um zehn Jahre später noch wirklich innovativ zu sein.
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