Tindersticks – Simple Pleasure :: Freudvoller
Die epochalen Alben sind gemacht, die größten Songs geschrieben. Die Tindersticks gehören zu jenem kleinen Zirkel von 90er-Jahre-Bands, die als tragische Sieger das Feld betraten und auch wieder verlassen werden. Mit großen, sehr langsamen Songs, ohne den Anspruch auf große Aussagen. Daß das fünfte Album der Briten den Titel Simple Pleasure trägt, darf den aufmerksamen Hörer schon schmunzeln lassen – ein simples Vergnügen ist nicht gerade das, was man von Stuart Staples und seiner Band erwarten würde. Doch der Hinweis ist so falsch nicht: Nach der Langsamkeit haben die Tindersticks nun auch eine gewisse Unbeschwertheit entdeckt. Das gilt vor allem für Staples selber, dessen Stimme inzwischen so klingt, als würde er ein Büschel Stroh zwischen den Lippen tragen, durch das er dann Vokale und Konsonanten genüßlich zerkaut, bevor sie nach außen dringen. Die neuen Tindersticks-Songs schippern seltsam entspannt dahin, als wollten sie sagen, hey, laßt uns einfach ein bißchen was erzählen. Ihre kleinen Geschichten umspielt die Band mit soundtrackreifen Streichern, mit Bläsern und Hammondorgel, nur die Gospel-Chöre holen kurzzeitig zu etwas Pathos aus, um dann schnell wieder die Kurve in den Background zu kratzen („Can We Start Again“, „Before You Close Your Eyes“, „I Know That Loving“). Wie gesagt, die größten Songs sind geschrieben, aber auf die T-Aktie darf man getrost weiter setzen. Ausgabe ist Ende August (fsa) 4 ein achtbares Werk des Jazz, der – wie jede andere Musikrichtung ja auch – vor selbstgefälligem Mainstream-Gedudel nicht sicher ist.
Mehr News und Stories