The Red Krayola – Fingerpainting
Gerade wurden die beiden ersten Red-Crayola/Krayola-Alben (THE PARABLE OF ARABLE LAND, 1967, GOD BLESS THE RED KRAYOLA AND ALL WHO SAIL WITH IT, 1968) auf Vinyl im Originalcover wiederveröffentlicht, da erscheint zum Beweis der Lebendigkeit der Legende ein neues Album, das sich wieder einmal dem „Free Form Freak Out“ aufs Herzlichste widmet. Der Dank der Fans geht an einen Kreis von Musikern, der sich längst einen Ehrentitel verdient hat: älteste, noch voll funktionierende Band der Rockgeschichte, die nie eine richtige Band war. Red Krayola (das „K“ führt man seit dem zweiten Album im Namen) war immer mehr ein wechselndes Ensemble furchtloser Individualisten unter der Ägide von Mayo Thompson (Gitarre, Gesang). In den späten 70er und den frühen 80er Jahren gastierten Lora Logic, Epic Soundtracks und David Thomas (Pere Ubu) auf Thompsons Alben, zum Line-Up des’96er Werkes HEZEL zählten Jim O’Rourke, David Grubbs und John McEntire. FINGERPAINTING nun schließt den Kreis von Red Crayola zu Red Krayola. Die zehn (bislang unveröffentlichten) Stücke auf diesem Album stammen aus den Tagen, als die Beatles REVOLVER veröffentlichten, komplett neu eingespielt wurden sie vom ’99er Krayola-Outfit, mit freundlicher Unterstützung der Original-Recken Steve Cunningham und Frederick Barthelme. Mayo Thompson versteht es, zwei scheinbar unvereinbare Formate immer wieder miteinander zu verschränken: kleine, zittrige, synthieverseuchte Popsongs und großes, krachendes Ungemach, das sich aus Beats, Bässen und Bläsern atonal in den Orbit schraubt und eigentlich nur zwei Reaktionen evozieren kann: haltlose Bewunderung oder komplettes Stirnrunzeln. Einzelne Songs zu benennen ist kaum möglich, die Songtitel auf diesem Album besitzen nämlich weltrekordverdächtige Längen, zusammengenommen würden sie mit 1060 Zeichen (!) den Rahmen dieser Kritik sprengen. Aber: Hat Mayo Thompsons K-Gruppe je etwas anderes gewollt, als immer wieder den Rahmen zu sprengen?
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