Oyster Band – Here I Stand

Daß die branchenüblichen Beipackzettel ab und zu nicht ganz die, ähem, Wahrheit sagen, ist man gewohnt. Daß sie untertreiben, das allerdings ist unüblich: „Die 16 Titel dieser CD … sind weder sensationell noch etwas völlig Neues“. Was denn, was denn, dieser von Haferflocken-, Langhaar- und Rührungs-Posen vollkommen freie Folkrock soll nicht sensationell sein? Oh, oh. Die extrem facettenreiche Musik der britischen Routiniers ist mit kompositorischen Clous jenseits branchennotorischer Verwechsle-Dur-mit-Moll-Üblichkeiten geradezu gespickt. Großartige Song-Originale, mal von der burschikosen Nonchalance der seligen Men Without Hats inspiriert („On The Edge“), mal durch Moody-Blues-Pathos („In Your Eyes“) oder Runrig-Flair geprägt („After Rain“), doch immer über alle Maßen eigenständig. Dank standhafter Ignoranz angeblicher Schranken zwischen Folk und Rock tönt die Musik der Oyster Band absolut auf der Höhe der Zeit. Und obwohl der aufregendste Track ausgerechnet ein Instrumental ist („Cello Drop“), schließt das beileibe nicht aus, daß die Fünf etwas zu sagen haben – Textprobe: „It’s friendly fire, but you still got shot“. Noch einmal zum Mitschreiben: Here I Stand ist ein sensationelles Album.