Joe Maneri/Barre Phillips/Mat Maneri – Tales Of Rohnlief
Joe Maneri ist immer noch der große Unbekannte in einer „Szene“, die an Unbekannten nicht eben arm ist. Tales Of Rohnlief ist sein viertes Album in vier Jahren auf dem ECM-Label – nachdem der heute 72jährige erst 1993 auf Empfehlung des Pianisten Paul Bley seine Debütplatte aufgenommen hatte. Nach einer Trio-, einer Quartett- und einer Duo-Aufnahme kommen Maneri und sein Sohn Mat auf Tales Of Rohnlief wieder im Trio. Diesmal mit dem amerikanischen Bassisten Barre Phillips, der durch seine Zusammenarbeit mit den ganz Großen der Zunft (u.a. Eric Dolphy, Jimmy Giuffre, Archie Shepp, Barry Guy, Derek Bailey) zum Bindeglied zwischen amerikanischem FreeJazz und der freien europäischen Improvisation wurde. Die – auch in der improvisierten Musik nicht eben seltene – Siegermentalität der Akteure, das Schneller, Höher, Weiter, existiert auf Tales Of Rohnlief nicht. Hier gibt es die introspektive Interaktion dreier einfühlsamer Musiker, die ihre Egos außen vor und deshalb die Musik gewinnen lassen. Die kammermusikalische Stimmung, die bisweilen sakral anmutet („The Aftermath“), wird nur von seltenenen Ausbrüchen („Hold The Tiger“) zäsiert. Ansonsten bereiten die Saiteninstrumente (Mat Maneri, Phillips) den Weg für Joe Maneris verschlungene mikrotonale Ausflüge, bleiben dabei aber stets verläßliche Kommunikationspartner, wie am Ende von „A Long Way Home“, wenn Bass und Baritonvioline sich in einer lyrischen, fast intimen Art verständigen.
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