„The Crew“ (Staffel 1) bei Netflix: Eine Sitcom aus einer anderen Zeit
Der Humor von Kevin James' neuer Sitcom „The Crew“ setzt auf längst überkommene Kalauer und Pointen – darüber dürften sich höchstens hartgesottene Fans der Serie „King of Queens“ freuen.
Der Plot der Netflix-Original-Serie „The Crew“ ist schnell erzählt: Die Erfolge des Rennsportteams „Bobby Spencer Racing“ liegen schon eine ganze Weile zurück, ihr Besitzer geht nach seinem 70. Geburtstag in Rente und überlässt das Tagesgeschäft seiner zielstrebigen Tochter Catherine (Jillian Mueller). Die war zuvor im Silicon Valley tätig und steht dementsprechend eher auf Innovation denn auf Tradition. „Wettbewerbsfähigkeit“ lautet ihr oberstes Ziel.
Kevin Gibson (Kevin James), seines Zeichens Chef des Teams, hält allerdings vehement dagegen und versucht sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Er ist von sich und seinen Methoden mehr als überzeugt. Das liegt auch daran, dass er früher selbst Rennfahrer war. Seine Zeit ist allerdings längst vorbei. Loslassen kann er dennoch nicht: Für sein Team nimmt er sich viel Zeit, er ist mit seiner Arbeit verheiratet und darunter leidet sein Privatleben.
Sitcom aus der Boxengasse
Das Publikum begleitet dementsprechend hauptsächlich den Alltag des Rennstalls. Neben den Rennen stehen Pressetermine, Marketingaktionen oder Teammeetings an. Was harmlos beginnt, endet oft in einer kleinen Dramödie. Das Ganze erweckt schnell den Eindruck, dass Themen listenartig von Folge zu Folge abgearbeitet werden. Dabei bleiben die Charaktere durchweg eindimensional und stereotyp. Wer hier etwa auf Fachwissen in Sachen NASCAR hofft, liegt falsch.
Wie bei einer Sitcom üblich, ist die Anzahl der Schauplätze begrenzt. Bei „The Crew“ sind es allerdings besonders wenige, was durchaus der Pandemie geschuldet sein könnte. Werkstatt, Büros, Boxengasse, ab und an eine Bar: Das Rennen selbst ist größtenteils nur auf Monitoren im Hintergrund zu sehen.
Humor von Gestern
Doch ganz egal wo wir uns befinden: Die Humorsprache ist derb, an vielen Stellen weit entfernt von jeglicher Political Correctness. Provokant, deswegen aber leider noch lange nicht gut. Sie erinnert an, wie könnte es anders sein, die Kult-Sitcom „King of Queens“. Und die ist mit einer Erstausstrahlung von 1998 bis 2007 nun auch schon ein paar Jahre älter und dementsprechend weit von der heutigen Realität entfernt.
Das heißt auch: unbedingt auf längst überkommene Gags und Sprüche aus der Macho-Mottenkiste gefasst machen. Die One-Liner des Mechanikers Chuck (Gary Anthony Williams) gehören dabei regelmäßig zu den Lowlights: „Team-Meeting? Das ist reine Zeitverschwendung, wie die Familientherapie mit meiner Ex-Frau“. Na dann.
„The Crew“ ist einfach gestrickt. In der Vergangenheit verhaftet, sucht die Serie keinen Diskurs mit der politischen Gegenwart. Dies kann man als unaufdringliche und leichte Unterhaltung sehen oder einfach altbacken finden. Viel Neues hat sie nicht zu erzählen und so ist es gut möglich, dass die Serie schon nach nur einer Staffel wieder abgesetzt wird.
„The Crew“, Staffel 1, mit Kevin James und Freddie Stroma, startete am 15. Februar auf Netflix. Sie umfasst 10 Folgen, die je 30 Minuten lang sind. Eine zweite Staffel ist noch nicht bestätigt.