Die Platten: Alle Alben von Tocotronic im Überblick

Digital ist besser (1995)

„Ich weiß nicht, warum ich euch so hasse, Fahrradfahrer dieser Stadt“ – so fängt die erste LP von Tocotronic an. Zornige junge Männer mit einer Wut, die nicht immer so ganz zielgerichtet daherkommt: Backgammon-Spieler und Tanztheater kriegen auch ihr Fett ab. Macht ja nix: So viel Enttäuschung und Alltag auf einer Platte in einer sehr direkten, unverquasten Sprache ist einfach prima. Schnelle Punkkracher im Zweiminutentakt, harte Rocksongs und zwischendurch vertrödelte Elegien wie „Samstag ist Selbstmord“. 4 Sterne

Nach der verlorenen Zeit (1995)

Tocotronic machen klitzekleine Experimente -, jetzt neu: mit Gitarrensolos“ – und legen eine Platte vor, die im Vergleich zum Debüt ansatzweise produziert klingt und clever über die junge Karriere und den eigenen Status reflektiert: „Ich bin neu in der Hamburger Schule“ und „Es ist einfach Rockmusik“ sind nur zwei Titel einer flotten LP. 5 Sterne

Wir kommen um uns zu beschweren (1996)

Dirk von Lowtzow treibt die egozentrischen Momente auf die Spitze: Die Hälfte der 16 Songs beginnt mit „ich“. Was nicht schlimm ist: Im Gegensatz zu einer anderen Band aus Hamburg kommen andere Menschen trotzdem in den Liedern vor. Sehr fein: „Ich wünschte, ich würde mich für Tennis interessieren“. 4 Sterne

Es ist egal, aber (1997)

Nicht wirklich eine schlechte Platte, aber die schwächste im Tocotronic-Katalog, weil sie uns nichts wirklich Neues zu singen haben. Und die drei Enten auf dem Cover sind niedlich. 3 Sterne

K.O.O.K. (1999)

Tocotronic bewegen sich wieder, engagieren Micha Acher von The Notwirt für hübsche Bläsersätze, lassen Loops umeinander taumeln und spielen in zwei Stücken charmant unbeholfen ein bißchen Stereolab. 5 Sterne

(die genannten Alben sind bei L’Age D’or/Motor erschienen)