Spain – She Haunts My Dreams

Es ist Teil unserer christlich-westlichen Kultur, daß Trauer und Schmerz mehr Tiefe zugesprochen wird als Spaß und Freude. Die Kreativen, die davon profitieren sind bekannt, sie heißen Gahan und Cave, Radio- und Portishead. Dennoch ist ihnen nicht der Vorwurf zu machen, das Gemüt kalkuliert zu verdunkeln und noch weniger jenen,die sich im Schlafzimmer melancholisch über ihre Gitarre beugen. Bei Josh Haden ist es ein Bass, was doppelt erstaunlich ist: Zum einen ist es nicht unbedingt das richtige Instrument, um seiner Verfassung mollige Akkorde zu unterlegen, zum anderen ist es eine ähnlich mutige Entscheidung wie die von Peter Fonda, mit dem Schauspielen zu beginnen. Charlie Haden, der Bassist des Jazz, ist Joshs Personalunion aus Vater und kreativem Vorbild. Rettung im Dilemma: Josh verlagert sein Betätigungsfeld in eine andere Musikrichtung. Nicht das offene Spiel diskutierender Instrumente ist sein Weg, sondern der Song, der gesungene. Haden Jr. ist Singer-Songwriter und Zentrum einer dreiköpfigen Band, die sich seit vier Jahren mit der Vermischung und transparenten Verlangsamung von Folk, Gitarrenpop und Southern Rock beschäftigt, dazu einer hintergründigen Idee von Soul und,ja, Jazz. Mit seinen Pianotupfern, vereinzelten Streichern und verhaltenen Bläsern gewinnt diese Melange manchmal die Klangfülle von Lambchop oder der Tindersticks, behält dabei aber stets etwas der entrückten Stoik von Souled American. Dazu gibt es eigentlich nur ein Thema: Liebe in seiner verzweifelten, fragenden, wartenden Form. Keine von Joshs mit monotonem Nachdruck gesäuselten Geschichten spricht von Leichtigkeit und Freude, selbst im Miteinander benennt er nur die Risse. Josh Haden sagt, daß er diese Phase überwunden hat, daß er jetzt positive Texte und Stücke schreibt. She Haunts My Dreams ist also das Dokument der wohlklingendsten Depression seit langer Zeit. Dies ist traurige Musik. Latent traurige Menschen werden sie lieben. Und fürchten.