Ultrasound – Everything Picture
Dicke sind in. Erst erobert Sophie Dahl die Laufstege, und nun hat die britische Indie-Szene ihren ersten fettleibigen Popstar: Andrew „Tiny“ Wood, Sänger der Band Ultrasound. Indem Maße, wie Woods Körper in die Breite tendiert, geht die Musik seiner Band in die Länge. Der epische Titelsong des Debütalbums EVERYTHING PICTURE kommt erst nach sage und schreibe 22 Minuten zum Ende. Spötter werden angesichts solcher Ausuferung sogleich die Wiederkehr des Prog-Rock verkünden. Erstens aber ist der Prog-Rock ja längst wiedergekehrt, und zweitens, was sind solche Stereotypen schon im Vergleich zu der Tatsache, daß Ultrasound, egal ob in vier Minuten oder vier Stunden, der britischen Musik wieder Eigenschaften eintrichtern, die ihr im vergangenen Jahr abhanden gekommen schienen: Drama, Rätselhaftigkeit, Besessenheit, Originalität. In „Aire & Calder“ etwa geht das Quintett mit aufhetzender Melodie und bohrendem Gitarrenriff regelrecht auf die Barrikaden, so Pop ist das. „Cross My Heart“ reißt den Hörer mit Gewalt über einen wilden Katarakt ins Tal der Finsternis. Schließlich stellt Herr Wood in „Stay Young“ die alles entscheidende Frage: „Gary Glitter s come to seed, so who will lead us now?“ Es versteht sich von selbst, daß er seine Band als richtige Antwort ansieht. Und dieser Übermut ist berechtigt. Mit mutigen Rochaden zwischen Prag, Psychedelia, Post-Punk und Pop drehen Ultrasound die Euphorieschraube in die Höhe. Und Wanst Wood hüpft bald von der Waage auf den Thron.
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