Ministry – Dark Side Of The Spoon :: Martialisch

Wenn Al Jourgensen und Paul Barker den Titel des ’73er Pink Floyd-Klassikers THE DARK SIDE OF THE MOON leichenfleddern, weiß man, was einen erwartet: Ein Album, wie es zynischer und gemeiner kaum sein könnte. Denn den Großmeistern des Industrial-Rock ist nichts und niemand heilig. Über 57 Minuten malträtieren Ministry die Gehörgänge, bis sie bluten – oder vollends betäubt sind. Schon der Opener „Supermanic Soul“ ist ein martialischer Dampfhammer, der mit Stakkato-Gitarren, polternden Drums und Jourgensens diabolischem Gesang keinen Zweifel an der Boshaftigkeit und Wut des Duos laßt. Auch wenn die beiden inzwischen Ende 30 sind und zu Hause klassische Musik hören, lassen sie als Ministry doch noch die Sau raus: Da wird getötet, gemordet, gemeuchelt und knallharter S/M-Sex betrieben. Ministry 1999 sind immer noch so kompromißlos und brutal, daß sie Gwar zu Musterknaben degradieren und Killing Joke wie Warmduscher wirken lassen. Und wenn man hört, wie sie in „Bad Blood“ das legendäre Riff aus Led Zeppelins „Whole Lotta Love“ abkupfern, wird klar, daß DARK SIDE OF THE SPOON der ultimative Rock ’n‘ Roll-Horrortrip ist: Ein düster-beklemmendes Abtauchen in die Niederungen der menschlichen Seele, in ein Szenario aus „Whip Or The Chain“ und „Vex And Siolence“. Und natürlich spielen die kindsköpfigen Krachfetischisten auch diesmal mit ihren Lieblings-Symbolen – mit Bibelzitaten und Okkultem. VÖ: 7.6.