Diverse – Plattenbau
Ego Express müssen freundliche Menschen sein; Auf die Zertrümmerung ihres Pophits „Telefunken“durch Adolf Noise auf der letzten Lado-Compilation revanchierten sie sich nicht einfach mit einer ähnlich gelagerten Greueltat für das Adolf Noise-Label Plattenmeister. Wenn Ego Express jetzt Fischmobs Semi-Klassiker „Männer können seine Gefühle nicht zeigen“ remixen, wird’s entschieden funky in der Disco, und das hört sich richtig gut an. Ein Gutteil der 14 Tracks auf der PLAT-TENBAU-Remix-Sammlung, die das Silberstedter Label in Zusammenarbeit mit TFSM (Tonträger für Synapsenmassage) erstellt hat, kreist um ähnlich interessante Konstellationen. Was haben beispielsweise die Feinmotoriker Kreidler aus den Grobschlächtern Adolf Noise gemacht? Ein holperndes Stück um ein paar Vokal-Schnipsel, die im minimalistischen Arrangement fast eine kleine Melodie ergeben. Allen Remix-Arbeiten gemeinsam ist eine relativ große Distanz zum Original, nicht zu überhören ein gewisser Trend zur leicht federnden LoFi-Disco (Gunpowder Electric/Martini Bros, Greta Schloch/H.I.P.). Trashiger Höhepunkt des Albums ist der Mix, den Subtropic aus dem Hofuku Sochi-Track „Denshi“ anfertigten: Ein elektronisch verfremdetes Hörspiel verwandelt sich über die Strecke von acht Minuten in ein knarzendes Electro-Inferno mit satten Big Beats. Das sind die Geschichten, die das digitale Leben so schreibt. Die Plattenbau-Rehabilitierung ist fürs erste gelungen, (fsa) 4
Dog Eat Dog – Amped (Roadrunner/Connected)
Drei Jahre nach PLAYING GAMES macht die Spaß-Guerilla aus New Jersey genau da weiter, wo sie aufgehört hatte: Bei einem überdrehten Gebräu aus Hardcore, Punk und Rap.dasjede Klassenfahrt zu Lehrers Alptraum macht. AMPED proklamiert den musikalischen Status quo, mehr noch: der grobschlächtige Opener“Gangbusters“ ist gar ein krasser Rückschritt in frühe Garagen-Tage von Dog Eat Dog allein schon wegen des völlig indiskutablen Sounds-billig,dreckig und einfach grausam. Von textlichen Platitüden über Gangs, Straße, Kriminalität und Turnschuhe („Sneekers on my feet are nice“) ganz zu schweigen. Richtig spannend wird es erst, wenn Dog Eat Dog in „Expect The Unexpected“ mit fetzigen Bläsern, funkigem Bass und Mitgröl-Gesängen aufwarten. Da läuft dieGroove-Maschine, die uns einst „No Fronts“ bescherte, noch einmal zur Bestform auf. Genau wie beim funkigen „Whateverman“,das so relaxed und smooth klingt, als hätten sie tonnenweise Gras geraucht. Haben sie wahrscheinlich auch, aber die rhythmischen Stücke sind definitiv besser, als die ideenlosen Ausflüge in Hardcore- und Punkgefilde. Überhaupt ziehen Dog Eat Dog ihr Ding genau so beharrlich durch, wie Bad Religion oder Status Quo. So bleibt es bei vier Volltreffern, jeder Menge Leerlauf und einigen kapitalen Patzern.
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