The Flaming Ups – The Soft Bulletin :: Himmlisch

Schön, daß es noch Musiker mit Rückgrat gibt, auf deren Werke man sich jedes Mal wie ein kleines Kind freuen darf. Seit 1983 schon sind die „Flips“ dabei, und immer wieder beglücken sie uns mit einer wunderbaren Noise-Pop-Platte nach der anderen. Unschön für die Band: Zählbares sprang dabei bislang nicht heraus. „Bad Days“ vom BATMAN FOREVER-Soundtrack war ein Fast-Erfolg, aber das war es dann auch schon. Als kuriose Anwort auf ständige Nichtbeachtung veröffentlichten die Flips vor zwei Jahren ZAIREEKA, ein Album, das man nur mit vier gleichzeitig in verschiedenen Playern liegenden CDs hören kann. Der kommerzielle Selbstmord wurde dem dunkelhäutigen Gitarristen Ronald Jones schließlich zuviel, er machte einen Abgang. Flips-Frontmann Wayne Coyne, nicht zum ersten Mal mit Line-Up-Erschütterungen konfrontiert, ersetzte Jones nicht personell, sondern musikalisch. Anstatt sattsam durchexerzierten Gitarrentrash im Vollverzerrertaumel zu offerieren, schieben die Fläming Lips eine ruhige Kugel. Moderne Keyboards, Old-School-Piano, Streicher aus dem Synthie oder absonderliche Nebengeräusche aus dem Sampler füllen die Songs aus, überrollen sie aber nicht. So öffnen ansteckende Pop-Melodien sanft das Tor in den Himmel der Glückseligkeit. Die Nähe zu Neil Young, auf CLOUDS TASTE METALLIC unüberhörbar, ist einem einschmeichelnden Exkurs zwischen Burt Bacharach, Beach Boys und… ähem… Tangerine Dream gewichen. Anbiederung an den Mainstream? Iwo, umgekehrt wird ein Schuh draus. Der vielstrapazierte und zu oft stereotyp eingesetzte Terminus des Meisterwerks – hier paßt er einmal.