Ein neuer Tag im Paradies
KIDS war ein aufwühlendes Filmerlebnis, eine gnadenlose, häßliche Bestandsaufnahme des Lebens Jugendlicher im New York Mitte der 90er Jahre. Für seinen zweiten Film geht Larry Clark, kontroverser Fotograf und Filmemacher, nun in der Zeit zurück in die eigene Jugend Anfang der Seventies im amerikanischen Niemandsland, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, wenn sie nicht vorher von Rednecks mit der Schrotflinte weggeballert werden. Eine Welt, wie sie unterschiedlicher von der in KIDS gezeigten nicht sein könnte – und mit ihr doch die Eckpfeiler Sex, Drogen und Gewalt gemein hat. Mit EIN NEUER TAG IM PARADIES knüpft Clark filmisch an seinen Bildband „Tulsa“ aus dem Jahr 1971 (so wie schon KIDS sich auf sein Buch „Teenage Lust“ berief) – ein unvergeßliches Dokument, in dem der mittlerweile 55jährige seine Freunde im Alltag fotografierte; ein Alltag, der aus Heroin, Whisky, Prügeleien und Tristesse bestand. Und so besticht die Verfilmung des Romans des Knackis Eddie Little vor allem mit einer kaputten Authentizität, wie man sie eben seit den 7oern nur selten findet im amerikanischen Kino. Es ist die rudimentäre Geschichte des jungen Junkiepärchens Bobbie (eine Offenbarung: Vincent Kartheiser) und Rosie, die von dem cholerischen Kleingauner Mel (over the top: James Woods) und seiner Freundin Sid (Melanie Griffith, mit Heroinnadel im Hals gar nicht so hübsch) unter die Fittiche und auf vielversprechende Raubzüge genommen werden, bis die Junkie-Idylle unter einem Berg von Tod und Gewalt begraben wird. Nichts Neues eigentlich, aber wie diese BONNIE & CLYDE-Variante auf jegliche dramaturgische Kniffe verzichtet, um ein Maximum an abgefuckter Atmosphäre zu erzeugen, ist absolut beachtlich. Start: 13.5.
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