Roy Orbison :: The Big O: The Original Singles Collection

Bei wohl kaum einem Pop-Künstler ist die Veröffentlichung einer Singles-Anthology so sinnfällig, wie bei Roy „The Big 0“ Orbison. Man könnte Roy sogar, ohne Übertreibung, zum König der zur Single geschrumpften Pop-Oper krönen. Fast alle seiner Zweieinhalb-Minuten-Schöpfungen knisterten vor aufwühlenden Emotionen und verschwenderischer Melodramatik. Scheinbar völlig unverfänglich setzten Roys Belcanto-Arien in gemessener Tonlage ein, eskalierten im Mittelteil zu Vorboten stürmischer Geschehnisse, um auf höchsten tonalen Gipfeln in einem urgewaltigen musikalischen Orgasmus zu explodieren. Was melodisch ohnehin ultimativ aufwallte, bekam sein verbales Pendant in Form schicksalhafter Lyrik,die in den seltensten Fällen happy endete. Daß Roy Orbison auch im Privatleben nicht unbedingt zu den Schoßkindern des Glückes zählte, verlieh seinen Balladen zusätzliches tragisches Flair. Zwischen i960 und 1964 reüssierte der stimmlich begnadete Tenor und Rockabilly-Miterfinder (was aber eine andere Geschichte ist) mit rund einem Dutzend Hits en suite. Selbst die Britische Invasion konnte ihn nicht stoppen, im Gegenteil, Roys zwar atypischer, doch berühmtester Hit („Pretty Woman“) platzte mitten hinein in die Hoch-Zeit der Beatles und Stones. Erst danach wurde es still um ihn, bis zu seinem famosen Comeback 1988 („You’ve Got It“), auf dessen Höhepunkt er im Alter von 52 Jahren an einem Herzanfall starb. Die geballte Ladung von Roy Orbisons beim Monument-Label erschienenen Singles liegt nun komplett auf zwei CDs vor. „OnlyThe Lonely“,“lt’s Over“,“ln Dreams“,“The Actress“, und die wohl schaurig-schönste Schmonzette aller Zeiten, „Crying“. Bei Roy Orbison jagt ein Ohrenschmaus den nächsten, und zweckmäßig ist die originelle Aufteilung der Anthologie – CD 1: alle A-Seiten, CD 2: die kompletten B-Seiten.