Steve Wynn – My Midnight

Mit Dream Syndicate bereitete er den Boden für den Alternative Rock, seine Songs wurden von R.E.M und den Black Crowes gecovert und von selten erhörten Kritikern dutzendweise gefeiert. Er ist – dieser Allgemeinplatz sei erlaubt-eine lebende Legende. Eine Legende, die aber auch nach 16 Jahren ab und an noch in Jugendzentren vor 20 bis 30 Menschen auftritt – und diesen Job doch mehr als zufriedenstellend erledigt. Unerschütterlichkeit dürfte zu Steve Wynns größten Vorzügen zählen, Bodenständigkeit und Bescheidenheit lehrte ihm seine Zeit als Support Act. Und aus diesen Eigenschaften macht Wynn das beste. Ein besonderes Anliegen war und ist es dem fleißigen Autoren dabei immer gewesen, seinen runden, handwerklich sauberen Kompositionen geschmackssichere Arrangementsangedeihen zu lassen. LoFi-Fegefeuer und überflüssige Wandergitarren-Koketterie war sein Ding nie. Auf MY MIDNICHT fällt selten Schmuckwerk wie das verspielte Akkordeon („The Mask Of Shame“) als solches auf, dennoch ist das liebevoll gearbeitete Album reich an i-Tüpfelchen – vom majestätisch gehämmerten Piano zum beschwörenden Chor zum verträumten Spieluhrenabspann. Und selbst in ungewohnt poppig-luftigen Höhenflügen („Cats And Dogs“, „In Your Prime“), die an die frühen, guten Jahre von Lloyd Cole erinnern, mangelt es nicht an Kraft. Doch wir wollen uns auch nichts vormachen: Steve Wynn ist weder ein besonders euphorischer Sänger, noch ein richtiger Entertainer – und schon gar kein Charismatiker.