Duran Duran
FÜNFZEHN JAHRE IST ES HER, DASS DURAN DURAN DIE populärste Boygroup der britischen Insel war – die fünf Jungs aus dem tristen Birmingham produzierten Hit auf Hit. Simon Le Bon, Nick Rhodes, John Taylor, Andy Taylor und wer immer der fünfte im Bunde gewesen sein mag, füllten die Teeniepostillen praktisch im Alleingang mit ihren Konterfeis. Der Erfolg stieg vor allem Le Bon derart zu Kopf, daß er Mitte der Achtizger allen, die es hören wollten, erzählte, seine Truppe werde eines Tages den Rolling Stones den Rang ablaufen. Doch die Zeiten haben sich bekanntlich geändert, erst vor kurzem wurde der Eitelkeit der Gruppe ein schwerer Tritt vors Schienbein verpaßt. Als nämlich ihre langjährige Plattenfirma EMI sich schlichtweg weigerte, die neue LP „Medezzaland“ in Großbritannien zu veröffentlichen, weil man in dem neuen Material „kein kommerzielles Potential“ erkannte. Die Band ist zumindest in England also nicht mehr in einer Position, in der sie es sich leisten könnte, wählerisch zu sein. So beklagen sich Le Bon & Co auch nicht, daß anderswo, vor allem in den USA, ein 8oies Revival läuft, das manch anderen Kombos aus dieser Ära noch einmal zu einem unverhofften Comeback verholten hat. Denn wenn Culture Club, ABC, Bauhaus oder gar Human League wieder Konzerte ausverkaufen können, warum nicht auch Duran Duran? Gesagt, getan: Beflügelt durch den Erfolg ihrer US-Tournee reisten Duran Duran also mal wieder zehn Tage lang durch England – und füllten dabei um ein Haar gar die 8.000 Mann fassende „Wembley Arena“. Das Gute an solchen Nostalgie-Gigs ist die Tatsache, daß sich niemand irgendwelchen Illusionen hingibt: Die Fans sind wegen der alten Hits hier, und die Band weiß das. Dementsprechend fliegen vom ersten Ton an die Fetzen.- „The Reflex“ „Rio“. „Wild Boys“, „Please Please Teil Me Now“, „Hungry Like A Wolf“ – die in die Jahre gekommenen Schönlinge können tatsächlich auf eine beachtliche Serie von Hits zurückblicken, und wenn man die so lückenlos aneinanderreiht, dann üben sie selbst auf Skeptiker eine faszinierende Wirkung aus. Aus der Ferne betrachtet scheint Simon Le Bon zudem kein bißchen älter geworden zu sein, auch trägt er noch immer den gleichen schwarzen Anzug wie in seiner Glanzzeit. Nick Rhodes hingegen, der rechts von Simon mit diversen Keyboard-Schaltern herumspielt, braucht inzwischen eine zusätzliche Schicht Schminke im Gesicht, um die Furchen zu glätten. Wo aber sind John und Andy Taylor? Und der fünfte Typ, an den sich niemand erinnert? Sie haben die Band vor Jahren schon verlassen und wollten auch bei der Reunion nicht mitmischen. Duran Duran bestehen heute lediglich aus Simon, Nick und einem Gitarristen namens Cuccurullo. Wegweisend Neues mag die Band trotz Umbesetzung nicht auf die Beine stellen, doch das hat von diesen fröhlich aufspielenden Altpoppern auch niemand ernsthaft erwartet. Vielmehr läßt der stürmische Beifall, den die „Duranies“ in Wembley in einer Halle voller alter Fans ernten, den Schluß zu, daß in dieser längst verendet geglaubten Pop-Gans doch noch ein, zwei goldene Eier stecken könnten.
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