Abbey Lincoln – Wholly World
Abbey Lincoln ist eine der letzten, großen Jazz-Stimmen. Statt sich auf akrobatische Kunstformen zu verlassen, bleibt sie ähnlich ihrer Kollegin Shirley Hörn lieber der Klangfarbenvielfalt treu. Eine Tugend, die auf WHOLLY WORLD veredelt wird. Behutsam nimmt Lincoln entlang der großen Balladen-Kultur Maß, verleiht ihr eine eindringliche Körperlichkeit, getragen von einem rauchigem Charme, der den karibischen wie südamerikanischen Mid-Tempo-Tunes keinen sonnigen Glanz, sondern halbschattige Melancholie verleiht. Das allein wäre schon ein bejubelnswert. Doch Lincoln fördert aus den nobel ausgespielten Songs, für die u.a. Nicholas Payton und Bobby Hutcherson verantwortlich zeichnen, ein Füllhorn an verwegenen Modulationen heraus. Ihr alle Register ziehendes Sangesorgan ist unverwüstlich Sie bewältigt irrwitzige Intervalle mit ebenso staunenmachender Leichtigkeit wie die kantig gesetzten Harmonien. Hymnen sind bei ihr schließlich nicht einfach unsterbliche Schmachtfetzen, sondern poetische Ereignisse mit langanhaltenden Nebenwirkungen.
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