Collective Soul – Dosage
Alle, die auf der Suche nach handwerklich perfekt gespielter Rockmusik sind,sollten ihre Aufmerksamkeit auf das neue Album von Collective Soul lenken. Die zwölf Titel markieren in der Karriere der Band, die bereits mit DISCIPLINED BREAKDOWN (1997) in den USA abräumte, einen neuen kreativen Höhepunkt. Noch nie klangen die Songs des Quintetts aus Georgia so kompakt und abwechslungsreich, noch nie waren die Melodien so verführerisch wie auf DOSAGE. Die Gruppe nimmt einfach die besten Zutaten aus der Geschichte der Rock-Musik und mischt diese mit viel Geschick zu überzeugenden Tracks. Daß Collective Soul in den letzten Jahren in bezug auf Songwriting und Arrangements dazugelernt haben, hört man den Songs deutlich an. Mit DOSAGE sollte die Formation auch in Deutschland endlich ihr Dasein im Schatten weit weniger talentierter Bands beenden können.
The Creatures – Anima Animus (Sioux/Rough Trade)
Die Banshees hat Siouxsie vor zwei Jahren eingeschläfert, aber die Creatures leben weiter. Dieses Gemeinschaftsprojekt mit Ehemann und Schlagzeuger Budgie hatte die Sängerin als Experimentierplatz für Ideen abseits des klassischen Rock-Formats konzipiert. Afrikanisch angehauchte Ethno-Percussion und beschwörender Gesang stachen auf dem minimalistisch produzierten Debüt FEAST (1983) heraus. Gitarren erhielten Spielverbot, auch auf dem Zweitling BOOMERANG sechs Jahre später. Das zumindest hat sich nun geändert. In „Turn It On“ kommt phasenweise quengelndes Saitenspiel vor. Überhaupt sind die Creatures jetzt, da sieauf eigenem Label nach Bedarf schalten und walten können, nicht mehr auf altes Regelwerk fixiert. Mit technoartig-tanzbaren Sounds in „2nd Floor“ und „Say“ beweist das Duo, wie einfühlsam es aktuelle Spielarten aufnehmen und mit unveränderlichen Merkmalen ihrer selbst vermengen kann. Siouxsies Stimme wird immer die Ausstrahlung einer bösen Fee besitzen. Budgie wird nie monotone Patterns spielen. Auch haftet den Creatures immer noch düsteres Eighties-Flair an. Man spürt aber auch, wie sich die beiden aus eigenen Ressourcen heraus fortentwickeln und von der Begierde angespornt werden, einen neuen Soundkosmos zu erschließen. Die Ergebnisse der Mühen haben wenig mit dem gemein, was sonst in der Szene kursiert. Gerade deshalb können sie sich hören lassen.
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