Gang Of Four – 100 Flowers Bloom
Leeds, Ende der ’70er Jahre: Aus den Ruinen des Punk entsteht die avantgardistische No Wave-Bewegung, zu deren Vorreitern Gang Of Four, eine Band um den Journalisten Allen Gill („New Musical Express“) zählt. Mit Stakkato-Riffs, politischen Texten und verqueren Melodien, die später in Richtung Dance tendieren, veröffentlichen sie bis zum Jahr 1984 vier Alben, zwei EPs und ein Live-Album. Nach diversen Comeback-Versuchen (1990 und 1995) wurde das Kapitel Gang Of Four inzwischen scheinbar endgültig ad aeta gelegt. Und das, obwohl ihr letztes Epos SHRINKWRAPPED eines ihrer besten war. Aber was zählt schon musikalische Qualität, wenn sich der Künstler in keine kommerzielle Schublade pressen läßt? Für die breite Masse ist das Duo Gill/King schlichtweg zu spleenig und ambitioniert. Das zeigt auch die opulente Anthology 100 FLOWERS BLOOM, die sich als wahre Schatzkiste für Fans erweist: Darauffinden sich 40 Songs der Jahre 1978 bis 1995 (160 Minuten Spielzeit). Darunter nicht nur so essentielle Tracks wie „Damaged Goods“,“At Home He’s ATourist“ oder „I Love A Man In A Uniform“, sondern auch Demos, Live-Takes und sieben unveröffentlichte Stücke. Zudem besticht das gute Stück mit einem aufwendigen Booklet, in dem sich nicht nur Liner-Notes, Photos und Tourposter befinden, sondern auch eine vollständige Discographie samt ausgewählter Korrespondenz. Dazu zählt etwa die Absage von Rupert Perry, seines Zeichen Vizepräsident des US-Plattenlabels Capitol, der dem Quartett 1979 bescheinigte, einfach zu unkonventionell für den amerikanischen Markt zu sein. Eine Feststellung, die das Problem von Gang Of Four auf den Punkt bringt, und diese Band um so spannender macht.
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