Diverse – b-eastside No. 1
Selbst rund zehn Jahre nach dem Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“ existiert die Mauer weiterhin, zumindest in den Köpfen. In politischen und wirtschaftlichen Belangen jedenfalls sind die alten und neuen Bundesländer immer noch durch eine unsichtbare Grenze voneinander getrennt. Im Bereich der Jugendkultur hingegen verwischen die Unterschiede zunehmend. Besonders in der Musik spielt die Herkunft kaum noch eine Rolle. Das zeigt diese hörenswerte Compilation beispielhaft. Zwölf HipHop-Acts aus dem Osten unserer Republik beweisen hier, daß sie mit ihren Kollegen im Westen jederzeit mithalten können. X-Certificate aus Schwedt an der Oder etwa überzeugen in „Radio“ mit raffiniert verschachtelten Raps und erzählen wortgewaltig von der Suche nach sich selbst. Pussi aus Stralsund, Student der Schiffsbetriebstechnik, grübelt zu vorwärtstreibenden Rhythmen aus der Beatbox über den „Sinn des Lebens“. Schicht, Mitglied von K-Reim, benennt in seinem Solostück „Was ist das für ’ne Welt?“ das Gefühl der Endzeitstimmung. Und auch KHS (Köpenick), No Solo, electric beat crew, One Love (Berlin), Gauner, Donk 801 (Halle), Epilog OG (Plauen) etc. verdeutlichen in ihren Beiträgen, daß sich die Befindlichkeiten ost- und westdeutscher Jugendlicher sehr ähneln. Weshalb dieser „Club der untoten Dichter“ (Underdog Cru) in Köln und Dresden, München und Leipzig gleichermaßen auf offene Ohren stoßen dürfte.
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