Blondie – No Exit :: Lustlos
Blondie gibt es wieder. Und allen, die dieses Phänomen seinerzeit nicht bewußt miterleben durften, sei gesagt: Blondie waren Ende der 7oer/Anfang der 8oer Jahre eine ziemlich angesagte Band. Mit Blondie-Mögen konnte man damals richtig angeben. Debbie Harry, das singende Ex-Playboy-Bunny mit wilder Mähne und lasziver Coolness, war der feuchte Traum von Heerscharen pickliger Teenager. Und Hits hatten die – „Heart Of Glass“, „Call Me“, „The Tide Is High“, „Denis“ und „Sunday Girl“ zum Beispiel. Bis heute wurden von ihren sechs Alben, die sie zwischen 1976 und 1982 produziert haben, über 40 Millionen Stück verkauft. Und jetzt, nach über 16 Jahren, soll der Erfolg mit Album Nummer 7 noch einmal wiederholt werden. Zu diesem historischen Behufe haben sich von der Originalbesetzung Debbie – oder sollte man ihrem Alter entsprechend besser Frau Deborah sagen? -Harry, Chris Stein, Jimmy Destri und Clem Burke wieder zusammengetan und Craig Leon, den Co-Produzenten ihrer Debütalbums an die Knöpfchen gesetzt. Genutzt hat’s nichts. Von der Klasse damaliger Stücke sind die 14 neuen Tracks leider nicht nur 16 Menschen-, sondern mindestens ebensoviele Lichtjahre entfernt. Klar, Frau Harrys Stimme hat noch immer einen gewissen Charme. Aber weder der, noch der Versuch, mittels halbherzig rockender Raps oder pseudo-moderner Ska-Rhythmen zeitgemäß zu sein, kann die seicht arrangierten, belanglosen, austauschbaren Pop-Stückchen retten. Lediglich das Reggaeangehauchte „Divine“, das swingende „Boom Boom In The Zoom Zoom Room“ und das eingängige, dynamische „Maria“ lassen einen Hauch des Appeals früherer Blondie-Stücke erahnen. Gute alte Zeit hin oder her, auch nach mehrmaligem wohlwollenden Anhören wird NO EXIT nicht mehr als 2 Punkte wert.
Blonde Redhead – In An Expression Of The Inexpressible (Touch & Go/EFA)
Uff. diese Platte kostet Nerven. Und genau das wissen die drei NewYorker(innen) auch. Das gehört zu ihrem Konzept, genauso wie ein Kleinkind oftmals sehr genau weiß, wie es die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich ziehen kann. Das Problem bei Blonde Redhead besteht jedoch darin, daß sie bei ihrer Nerverei nicht wirklich radikal klingen, sondern mit ihrem dekonstruktionistischen Noise-Rock Marke Sonic Youth eher bieder und halbherzig stressen. Zu oft schleppen sie sich in dronigen Gitarrenschleifen von Takt zu Takt, imitiert Kazu Makino mit ihrem SprechgesangAgeschrei die vermeintliche Coolness von Kim Gordon und quält sich dabei eher über die Runden. Was vor zehn Jahren noch aufregend hätte klingen können, wirkt heute eher trotzig. Sicher gibt es gute Momente wie in dem pulsierenden Opener „Luv Machine“, der vage an Stereolab erinnert, oder dem zupackenden „Futurism vs. Passeism Part 2“, aber allzuoft läuft der Ball ins Aus und läßt eine Trostlosigkeit aufkommen, die an die unangenehmen Wave-Zeitgenossen aus den 80ern erinnern. In dieser Platte ist irgendwo der Wurm – und er ist nicht mehr sonderlich frisch.
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