Mick Harris/Neil Harvey – Shortcut To Connect
Es gibt ja Leute, die der Meinung sind, Mick Harris sollte lieber die Finger von Drum ’n‘ Bass lassen. Derlei Meinungsmacher führen dann gleich als Beispiel an, wie eklig es etwa ist, wenn jemand wie Can-Kopf Holger Czukay unter Einsatz seines schwabbeligen Bierbauchs die Breakbeats aus dem Computer quetscht. Aber dieser Vergleich gilt nicht, l. ist Harris nicht Czukay, 2. darf einer wie Harris, der ja bekanntlich in allen Spielarten der elektronischen Musik zu Hause ist, auch gefälligst soviel D ’n‘ B-Platten machen, wie er will und 3. ist SHORTCUT TO CONNECT die beste Breakbeat-Platte des Jahres. Wer schon Goldies Musik in subterrane, inoffizielle Technoclubs verortet, in denen aus den Rohren an der Decke das Wasser tropft, dem gehen bei dem, was der ex-Scorn-Mann hier zusammen mit dem Jungle-Veteranen Neil Harvey (aka DJ Warp) aus Birmingham veranstaltet, die blumigen Vergleiche aus. Diese Musik dringt noch tiefer unter die Erde als bis in die Kanalisation, sie stößt in die Hölle vor, oder zumindest in den Vorhof der Hölle. Mit megatiefen Bässen, die körperliche Schmerzen bereiten, tiefschwarzen Soundscapes und fiesen Breakbeats. Dagegen klingen Harris’frühere Genreplatten OVERLOAD LADY und TOTAL STATION (beide mit Eraldo Bernocchi) wie lockere Fingerübungen. SHORTCUT TO CONNECT ist nicht Drum ’n‘ Bass, sondern Drum ’n‘ Bazz mit zwei „z“. So scharf, daß bei der Aussprache die Zunge blutet.
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