Alanis Morissette – Supposed Former Infatuation Junkie :: Stark

Wer schon einmal einem Konzert von Frau Morissette beigewohnt hat, der dürfte von zwei konkurrierenden Eindrücken bedrängt worden sein. Einerseits quecksilbert sich da eine Frau mit angestrengtem Organ durch angeschrägte Arrangements, hoppst von einem Bühnenrand zum nächsten, keuchend, wirbelnd, schwitzend, verschluckt fast das Mikro, um es eine Sekunde später am ausgestrecktem Arm für die Dauer einer Textzeile dem Publikum entgegenzurecken. Hmm, die Mutter rockt. Man mochte ihr im tosenden Beifall vielleicht auch zuflüstern: „Wow, soviel Power. Und deine Stimme, du Rockröhre. Aber mach‘ dich doch endlich, endlich mal locker…“ Sie muß es gehört und eine lange Auszeit genommen haben, um auf dem Subkontinent der Lockerheit sich selbst zu finden. Von den Basaren Bombays und den Palmenhainen Goas hat uns Miss Morissette nun SUPPOSED FORMER INFATUATION JUNKIE mitgebracht. Wo JAGCED LITTLE PILL und Songs wie „Ironie“ noch gekränkte, ätzende Wut verspritzten, bedankt sich die Kanadierin jetzt artig für ihre Läuterung („Thank U“) und wagt sich unbekümmert an Vokalarabesken, wie sie zu den tonalen Eigenheiten Indiens gehören („Front Row“). Dabei verweist auch ihr Rhythmusgeflecht auf arabische Einflüsse, bleibt aber dennoch grob genug gewebt, um notfalls als Rock durchzugehen. Alanis Morissette hat viel vorgelegt und damit den herrschenden Durchschnitt definiert. Und trotzdem hat sie sich locker gemacht, mit einem entspannten Tanzschritt zurück ins zweite Glied. „That I Would Be Good“ erzählt, was sie in Indien wirklich gelernt hat: ….. that I would be great, if I was no longer queen“.