Die Sampler

Nun sind es die End-Siebziger, die ein fröhliches Revival feiern. Im Film Studio 54 (Tommy Boy/EastWest), der vom Aufstieg eines ausrangierten TV-Studios in Manhattan zum angesagten Dekadenz-Tanztempel erzählt, tauchen alte Kamellen wieder auf die Disco-Divas Diana Ross und Thelma Houston ebenso wie Grace Jones, Chic oder gar Silver Connection mit „Fly Robin Fly“. Amii Stewarts „Knock On Wood“ wurde allerdings von Mary Griffin neu aufpoliert. Eine weise Entscheidung, denn das Original klingt heutzutage schon arg verstaubt. Santa Esmeraldas „Don’t Let Me Be Misunderstood“ und Blondies „Heart Of Glass“ vervollständigen das Dejà-vu-Gefühl von silbernem Satin und durchsichtigem Plastik. 3 Sterne.

Die Ehe von Jazz und HipHop erwies sich als äußerst fruchtbar. Allerdings waren es eher die Jazzer, die Mut zur Neuerung bewiesen: Lenny White, Marcus Miller, Stanley Clarke, Herbie Hancock und Randy Brecker sind nur einige der vielen Grenzgänger, die sich auf HIPBOP’NFUNK (Silva Screen/Contraire) wiederfinden. Interessant dabei: Fast jeder Musiker mischt bei den Aufnahmen der anderen mit, sodaß das Studieren der Song-Credits zum Puzzle-Spiel wird. Nichts für Jazz-Puristen freilich, aber wer nimmt schon auf die Rücksicht? 4 Sterne.

MARIA THERESA VERA (Intuition/ SMD) gilt als die Grande Dame des kubanischen Lieds. Ihre musikalischen Nachfahren, darunter auch Uxia und Gema Y Pavel, huldigen der legendären Sängerin mit 15 Beiträgen aus ihrem Repertoire: mal ganz klassisch wie Maria Salgado, mal beinahe poppig-elegisch wie Argelia Fragoso. Die mit einem 80seitigen Begleitheft hervorragend dokumentierte Hommage fügt sich gut in den anhaltenden Cuban-Jazz-Boom ein. 4 Sterne.

Welch zeitlose Schönheit manche gälische Melodien besitzen, kann man dagegen auf CELTIC FINGERSTYLE GUITAR (Acoustic Music Records/Rough Trade) nachhören. Beide Folgen zusammen – RAMBLE TO CASHEL und THE BARNEY PILGRIM warten mit 40 Tracks auf, die von anerkannten Saitenmeistern wie Duck Baker, Pierre Bensusan oder Pat Kirtley gezupft wurden. Nur eine akustische Gitarre solo – so reduziert auf das musikalische Gerippe hat man klassische Folktunes à la „Planxty Irwin“ oder „Danny Boy“ bislang selten vernommen. Und wohl auch selten so virtuos und dennoch ergreifend eingespielt. 4 Sterne.