Henry Rollins – Everything; Henry Rollins – Black Coffee Blues;

Der ehemalige Black Flag-Frontmann ist seit langem auch als Spoken-Word-Performer und Autor bekannt. Wenn jetzt zwei Doppel-CDs mit Auszügen aus seinen Büchern erstmals in Deutschland veröffentlicht werden, bedeutet das nicht, daß Rollins „nur“ liest. Gitarrist Chris Haskett untermalt BLACK COFFEE BLUES, auf EVERYTHING lassen Violine, Klavier und ein Saxophon die Texte glänzen. Rollins gilt als Bukowski der Endzeit, er schafft es, großes Leid (davon mehr) und großes Glück (davon weniger) an minimalen Beobachtungen festzumachen und sie in einfache Worte zu fassen. Seinen monotonen Tonfall gibt er selten auf, doch wenn es dann einmal passiert, erschrecken wir. So wie im Leben, wenn die Dinge wieder einmal ganz anders laufen als erwartet. Dann ist Rollins da und weist uns über Geschichten aus seinem und dem Leben anderer Leute darauf hin, was wir für Waschlappen sind. Henry Rollins‘ Kritiker werfen ihm vor, daß er sich in Worthülsen flüchtet. Seine Freunde meinen, er sei der lebende Beweis dafür, daß Muskeln nicht unbedingt das Hirn verdrängen müssen und daß ein gesunder, wenn auch arbeitswütiger-Geist in einem gesunden Körper wohnen kann Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wieder mal irgendwo dazwischen. Jedoch gibt es bei Rollins kein Ja, aber“, kein Dazwischen, nichts Halbherziges. Bei ihm gibt es nur „You, Me And Everything“. In drei Worten: Ästhetik statt Pathetik. In zwei Worten: Danke, Henry.