Chocolate Genius – Black Music
BLACK MUSIC – ein Albumtitel, der gewaltig in die Irre führt. Denn weder Soul noch Funk, weder Disco, Blues noch HipHop zählen zum musikalischen Grundsatzprogramm von Chocolate Genius alias Marc Anthony Thompson. Die relative Düsternis der elf Songs habe ihn zum Titel inspiriert, läßt der Singer/Songwriter verlauten, eine Mitarbeiterin seiner Plattenfirma habe sogar vorgeschlagen, jedes Exemplar des Albums zusammen mit einer Rasierklinge auszuliefern. Eine Idee, die allerdings kaum weniger weit an der Sache vorbeigeht wie der potentiell mißverständliche Titel, denn Thompsons geschmackvoll zurückhaltend instrumentierte Lieder mögen zwar getragen daherkommen, doch wer unbedingt den Soundtrack für seine herbstlichen suicidal tendencies sucht, sollte doch lieber auf Nicos Livescheiben oder Albinonis „Adagio in G-Moll“ zurückgreifen. Happy-go-lucky findet hier natürlich auch nicht statt, selbst wenn BLACK MUSIC in der Morbiditätsskala nur knapp im oberen Drittel rangiert. Denn was Drama und Melancholie angehen, kann es Chocolate Genius durchaus mit dem jungen Tom Waits aufnehmen – Bekennerlyrik zur Barjazzbegleitung inklusive. Aus dem spröden Rahmen fallt lediglich das entspannt groovende „Safe And Sound“, das sich anstelle der sonst dominanten, impressionistischen Pianotupfer auf ein solides Gitarrenriff verläßt – was aber wiederum noch lange nicht heißen soll, daß hier der blanke Frohsinn ausbricht. Nein, nein, Verliererromantik mit Sophisctication ist Thompsons Metier, doch der Einfachheit halber kann man auch „schöne Popmusik“ dazu sagen.
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