Ranaldo/Hooker/Gebbia/O’Rourke – Clouds

Manchmal sind die Einzelteile einer Band interessanter als das Ganze. Eine Binsenweisheit, die im Fall von Sonic Youth mittlerweile mehrfach bestätigt wurde. Während das Quartett nur noch selten an neuen Klanggittern rüttelt, fördern momentan-und das hartnäckig-gerade die beiden Gitarristen Thurston Moore und Lee Ranaldo Vulkanisches aus dem Reich des Free-Noise. Und beide arbeiten jeweils am liebsten im Duett mit dem drummenden Heißsporn William Hooker. Für den neuesten, ausschweifenden, musikalischen Perspektivenwechsel haben sich 1997 Ranaldo und Hooker anläßlich des kanadischen Festivals „Musique Actuelle de Victoriaville“zwei Gesinnungsgenossen eingeladen, die jeder allein für sich für assoziative Doppelbödigkeit stehen: Saxer Gianni Gebbia sowie Jim O’Rourke, der hier die Gitarre gegen eine Farfisa-Orgel eingetauscht hat. Dessen fragile Verknotungen waren ja schon auf Sonic Youths INVITO AL CIELO zu bewundern. Jetzt läutet O’Rourke auch bei den ansonsten hyperaktiven Kollegen eine kleine, sinnige Kehrtwende ein. Denn statt die explosionsartige, von Spoken Words-Passagen durchfurchte Geräuschlandschaft nur lautstark zu dekorieren, implantiert O’Rourke ständig poetische Nuancen, die den oft monolithisch wirkenden Improvisationsstürmen ein versöhnliches, weil transparentes Antlitz geben. Und daran haben selbst Berserker wie Ranaldo und Hooker ihren Spaß.