Die Singles
Womit nur anfangen? Es gibt zu viele schöne Singles in diesem Monat. Am besten beginnen wir die Rubrik mit den zweitgrößten Stars unserer Auswahl-der größte Star kommt drei Kritiken weiter. THE CARDIGANS aus Schweden lassen schon mal vorab ein Stückchen von ihrem heißersehnten neuen Album hören. „My Favourite Game“ (Stockholm Records/Motor Music) nimmt dich gefangen, denn du magst Nina Perssons Lolita-Stimmchen, du magst 70er Jahre Rock, der mit den Mitteln der 90er Jahre gemacht wird – du magst dieses prägnante Gitarrenriff, schöne Hooklines, gescheite Breaks und einprägsame Melodien. Du weißt, daß Glamrock das Ding der Saison ist, und plötzlich fallt dir auf, daß auch die Cardigans eigentlich schon immer „glam“ waren und Nina die Debbie Harry der 90er Jahre. 5 Sterne
Ach ja, die 90er. Gab’s da nicht noch was anderes als Glamrock? Schon vergessen? Natürlich: es gab Britpop und Big Beat. Was es noch nicht gab, ist Britpop-BigBeat Und an dieser Stelle tritt BROCK LANDARS auf den Plan. Brock Landars, geheimnisumwobener Musiker aus Newcastle und Erfinder von BritpopBig-Beat. Er wirft auf S.M.D.U (Blue Planet/Parlophone/EMI Electrola) den Sampler an, steckt Prodigys „Smack My Bitch Up“ und „Song 2“ (Blur) hinein, dreht an den Knöpfchen und fertig ist das erste Stück BritpopBigBeat. So leicht geht das. 4 Sterne
Leicht machen es Add N To X dem Endverbraucher nicht. Ihre neue Single „Little Black Rocks In The Sun“ (Mute/Intercord) ist mit so tiefen Frequenzen versehen, daß es dir beim Abspielen die Boxen raushauen kann. Zugegeben, es bringt Verdruß, wenn ein Übermaß an subsonischen – um dieses schöne Wort auch einmal ins Spiel zu bringen – Tönen unnötige Ausgaben verursacht. Aber bekanntlich hat ja jede Add N To X-Platte zwei Seiten. Auch diese. Es lohnt sich, wegen Add N To X die Boxen zur Boxenreparaturannahme zu bringen. Denn elf Minuten lang nimmt dich das Trio, das du gerne die Jimi Hendrix Experience der Synthesizer nennen darfst, mit in die verschlungene Welt der dröhnenden, jaulenden, zirpenden, pluckernden, fiepsenden Analogsynthies. Even more Verdruß bringt das Vinyl, eine sechseckige 10-Inch mit komischen Faltcover, das man – einmal entblättert und trotz Anleitung – nie mehr richtig schön zusammenfalten kannst. Nie mehr. 5 Sterne
Nie mehr wird es die Spice Girls in ihrer Urbesetzung geben. Das ist seit dem Ausstieg von Geri Spice nunmal so. Aber das ist nicht nur nunmal so, sondern auch ziemlich egal, solange die anderen „Spiceys“ schöne Solosachen machen. Wie zum Beispiel Melanie B, die zusammen mit der großen Missy „Misdemeanor“ Elliott die Single „I Want You Back“ (Virgin) aufgenommen hat. Das Stück aus dem Soundtrack von „Why Do Fools Fall in Love“ ist diesmal die klare Nummer 1 unter den hier vorgestellten Singles. Erste Erkenntnis: Mel B hat Skills, sie kann den HipHop, sie rappt wie eine Mutter. Die Stimmen von Mel und Missy harmonieren wunderbar in diesem funky, trippy Stückchen Minimai-HipHop mit dem prägnanten Streichersample und den phatten Beatz. Ach, ist das schön. 6 Sterne
Zur Abkühlung ein bißchen Rock. Alternative Rock von FILTER, um genau zu sein. Auf „One (Is The Lonliest Number) (Reprise/ WEA) gibt’s den gleichnamigen Hariy Nilsson-Song vom „X-Fites“-Soundtrack (ja, ja, die Mittel der 90er wieder), „(Can’t You) Trip Like I Do“, die Zusammenarbeit mit The Crystal Method vom „Spawn“-Soundtrack (AlternativeRockBigBeat), Jurrassitol“ im (durchwachsen) „Drum 81 Bass Remix“ und das Stück „Dose“ im „Triple-Sect Mescaline Mix“ (wummerbrumm-wummer). Soviel erstmal zum Rock. 3 Sterne
Was kommt nach Rock? Post-Rock natürlich. Eine Bezeichnung, mit der Kreidler aus Düsseldorf immer wieder gerne an die Öffentlichkeit gezerrt werden. „Coldness“ (Kiff SM/PIAS/Connected), den Vokaltrack ihres letzten Albums „Appearance And The Park“ gibt es hier in fünf (auf der CD) bzw. vier (auf dem Vinyl) Remixen. Mute-Über-Chef Daniel Miller und sein alter Kumpel Gareth Jones machen das Stück im „Sunroof Mix“zum Kraftwerk-Neon -New-Wave-Kraut-Retro-Ding. Herausragend auch: „In Cold Dub“,die instrumentale Neubearbeitung des Stückes von Kreidler selber. So warm kann Elektronik sein. Mit diesem versöhnlichen Satz will ich mich diesen Monat verabschieden, bevor die Boxen ihren Geist ganz aufgeben. 5 Sterne
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