Penelope Houston – Tongue :: Kantig
Nein, einfach hat es der leuchtende Stern am einst so verheißungsvoll strahlenden Neo-Folk-Himmel San Franciscos nicht – in der Welt der Statistiken, Erwartungshaltungen und Videobudgets. CUT YOU, das Major-Debüt der in eingeschworenen Kreisen innig geliebten Penelope Houston, verkaufte 1996 nur leidlich. Mögen die künstlerischen Vorzeichen für TONGUE besser stehen. Noch bevor das Publikum in chartsverdächtiger Zahl sich an der folkverwurzelten Songwriterkunst reiben könnte, stößt es sich wohl am Image. Penelopes Promoter muß ohne Neurosen und glasig-große Mädchenaugen auskommen. Und das paßt nun so gar nicht ins Fräuleinwunderformat. Penelope ist Frau, nicht Fräulein. Aber sie braucht ein Wunder, will sie es doch noch schaffen. Dieses Wunder könnte „Frankenstein Heart“ heißen – ein swingender, liebenswürdiger Sommermorgen von einem Song, auf den sogar die Vega neidisch sein darf. Als Singles sind jedoch erst einmal der mit orientalischen Chorgesängen versetzte Titelsong und die formal vorwiegend sonnige, textlich aber unerbittliche Tirade „Scum“ vorgesehen. Auch die anderen, zwischen Beatbox, Rockistenglück und Flächenwohlklang manchmal fast ein wenig bemüht abwechslungsreichen Stücke strahlen in selbstbewußten, optimistischen, bald kämpferischen Refrains. Ihre vorzügliche Backingband hat Penelope aufgelöst. Der alte Bekannte Pat Johnson, Charlotte Caffey und Jane Wiedlin von den Go-Go‘ sowie Chuck Prophet halfen, die Freiräume auszufüllen. Eine (für alte Fans wohl etwas zu) pralle Produktion auf der Höhe der Zeit ist das. Den guten Songs kann das nicht immer zu-, aber nie wirklich abträglich sein.
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