Derrick May – Innovator

Wenn zehn Bösewichte auf dich zukommen, hilft der Terminator; sind sie zu elft, hilft der Predator; sind sie zu hundert, hilft der INNOVATOR. Schnell eine May-Maxi auf den Plattenteller und plötzlich tanzen alle – oder starren ungläubig gebannt auf die Boxen. Zusammen mit seinen Schulkameraden Juan Atkins und Kevin Saunderson verdrahtete er ab 1986 Kraftwerk, George Clinton mit Old School-Electro und Chicago House und sprach:“Scotty! Energie!“ Techno war geboren -und zwar nicht nur als Tanzmusik, sondern auch als subversive Strategie für eine Zukunft, in der der Beat als Kommunikationsmittel unverzichtbar für Cyber-Rebellen bleibt. Seit die alten Ideale im weiten Feld zwischen Kommerzialisierung und unreflektierter Spaßhaberei immer mehr abhanden kamen, hat sich auch Derrick May immer mehr zurückgezogen. Außer einiger 7-inch-Tracks herrscht seit Beginn der 90er fast völlige Funkstille; höchstens unterbrochen von DJ-Sets und Radio-Sendungen mit seinen alten Kumpels. Weil neues auch nicht so schnell zu erwarten ist, liegt nun auf „R & S“ eine Zwischenbilanz seines epochalen Schaffens vor. Auf Doppel-CD oder fünffach-Vinyl kann nun der staunende Zuhörer Derrick Mays Visionen bestaunen, die in den zwölf Jahren nichts von ihrer Treffsicherheit eingebüßt haben. Unscheinbare Klangfolgen winden sich zündend im Kreis und bauen in ihrem Windschatten Soundscapes auf, die trotz beider Beine auf der Tanzfläche ihren Kopf aus der Milchstraße herausrecken.