Console – Rocket In The Pocket
Martin Gretschman besitzt einen Computer und die Software zum Musikmachen. Er trägt eine Brille und schlabberige Jeans. Anders gesagt: Martin ist mitten unter uns, ein leicht nerdyger, zurückhaltend-freundlicher Geselle. Doch wie so oft ist das stille Wasser tief und dies nur der Bodensatz, über dem das Leben brodelt. Denn erstens kommt Martin aus Weilheim, wo er unter dem Namen Console seit einigen Jahren elektroide Midtempo-Grooves bastelt. Und zweitens er ist das neue, vierte, und damit sehr wichtige Rad am Wagen der dortigen Avant-Gitarren-Pop-Könige Notwist, zu deren aktuellem Meisterwerk er alle elektronischen Elemente beitrug. Und drittens hat er eine Rakete in der Tasche. Und viertens frißt sein Hund Beats. So zumindest heißt das erste Stück, das aber ganz im Gegensatz zu seinem Titel wie auch dem der Platte eher nach „meine Katze gurrt“ klingt. Fein oszillierende Flächen, ein Sortiment hübscher kleiner Beats, mollig-sentimentale Melodien. Was jetzt fast nach TripHop klingt, doch dafür sind Martins Sounds zu sperrig. Sein Konzept ist nicht auf bedingungsloses Wohlgefühl und hospitalistisches Mitwippen ausgerichtet, er gehört eher zu jenen Indieverhafteten Produzenten, die mit „musikalisch korrekten“ Mitteln spannende Schönheit schaffen. Und sich dabei nicht allzu ernst nehmen. Freundliche, intelligente Musik mit Langzeitwirkung. Daß die Platte manchmal etwas skizzenhaft wirkt, geht im Kontext zur restlichen Tonträgerwelt voll in Ordnung.
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