Damo Suzuki – V.E.R.N.I.S.S.A.G.E.

Krautrock-Revival und kein Ende. Irgendwie irgendwo tauchen die heroischen Gestalten von einst, also aus den späten 60ern und frühen 70ern,alle wieder an die Oberfläche. Und alle mit (mehr oder weniger) neuem Material. Eine ganz besonders obskure Gestalt dieser Ära ist Damo Suzuki, zwischen 1970 und 1974 Sänger der legendären Can, der seitdem bei merkwürdigen Formationen wie Dunkelziffer oder der Phantom Band ausgeholfen hat. In der Zwischenzeit war der gebürtige Japaner auch Mitglied der Zeugen Jehovas, was ihm eine Zeitlang verbat, „teuflischer“ Rock-Musik zu fröhnen. Von 1986 bis 1990 hatte der sympathische Wirrkopf gar seine eigene Gruppe, die Damo Suzuki Band (mit Can-Drummer Jaki Liebezeit sowie den beiden Ex-Dunkelziffer-Mitstreitern Dominik von Senger und Matthias Keul). Aus dem letzten Jahr dieser Zusammenarbeit gibt es nun den Live-Mitschnitt eines Auftritts in Graz, der vier Stücke zwischen zehn und 25 Minuten enthält, u. a. auch eine Cover-Version des Can-Klassikers „Halleluwah“. Die Songlänge deutet bereits an, daß die Improvisation einen gewichtigen Teil des musikalischen Konzepts spielt. Dennoch haben gleichberechtigt auch relativ eingängige Melodiemuster ihren Platz in dieser luftig-lockeren Angelegenheit, die sich aus gemächlichen Loops, Walzer- und Bossa Nova-Einlüssen und ähem – Pop zusammensetzt. Die Musik wirkt wie eine Art frischer Sommerhauch ins stickige Zimmer, doch unbedingt brauchen tut sie natürlich niemand. Dennoch, V.E.R.N.I.S.S.A.G.E. macht Spaß, ist kurzweilig und zugänglich, auch wenn sie den Kraut Rock-Freak nicht verschrecken wird. Wer allerdings die in Kürze folgende 7-CD-Box P.R.O.M.I.S.E. mit Live-Aufnahmen der Jahre 1987 bis 1990 braucht und kaufen soll, bleibt selbst dem dicksten Can-Fan ein Rätsel.