Joe Maneri & Mat Maneri – Blessed

Joe Maneris zwei Aufnahmen für das ECM-Label, THREE MEN WALKING und IN FULL CRY, hatten zwei nicht zu unterschätzende Effekte-auf ihren Macher und auf das Label. Maneri, dem heute 71jährigen Meister der mikrotonalen Improvisation, wurde endlich die Aufmerksamkeit zuteil, die er eigentlich längst verdient hatte. Und ECM wurde vom Stigma befreit, ein Label für impressionistischen nordischen Schönklang zu sein. Ein Vorurteil, das freilich nur von solchen Zeitgenossen gepflegt werden konnte, die sich der grob fahrlässigen Unkenntnis des Labelprogramms schuldig machten. Jetzt kommt Joe Maneri mit seinem dritten Werk für das Münchener Jazz-Label. BLESSED ist eine Duoaufnahme Joe Maneris mit seinem Sohn Mat an Violine und Viola und fällt dementsprechend intimer, kammermusikalischer aus als die früheren Werke. Maneri, der Ältere, ist ein Forscher, ein Suchender, der eine aufregende Synthese von Jazz, moderner Klassik, Zwölftonmusik und freier Improvisation kreiert. Musik, die wenn die Angabe von Vorbildern überhaupt statthaft ist – an die des großen Jimmy Giuffre erinnert, einer der, ebenso wie Maneri, auf den Beat verzichtet zugunsten größerer musikalischer Freiheit. BLESSED ist eine zu keinem Zeitpunkt langweilig werdende musikalische Kommunikation zwischen Vater und Sohn, zwischen Saxophon/Klarinette und Piano auf der einen, väterlichen, Seite und den Streichinstrumenten des Sohnes auf der anderen. Ein musikalisches Zwiegespräch, das seinen Höhepunkt im furiosen „Is Nothing Near?“ und der ungewöhnlichen Bearbeitung des Standards „Body And Soul“ erreicht. BLESSED. Gesegnet. Und so aufregend, wie Jazz anno 1998 nur klingen kann.