The Lounge Lizards – Queen Of All Ears

Was hat man den Lounge Lizards nicht schon alles vorgeworfen? Sie machen doch nur „Pake Jazz“, sie sind doch gar nicht „real“, zum Beispiel. Man kann der Band vieles nachsagen, aber eines nicht absprechen: Es gibt ihn, den typischen „Lounge Lizards Sound“. Beispiel: „The First And Royal Queen„. Das Stück beginnt mit einer simplen Phrase von Evan Lurie auf dem Piano, die von Jane Scarpantonis Cello beantwortet, schließlich von David Tronzos Gitarre aufgenommen wird, bis dann John Lurie auf dem schneidenden Sopransaxophon und Michael Blake auf dem Tenor die Führung an sich reißen und ihre Instrumente wie zwei Schlangen ineinander kriechen lassen – verworren, verzweigt und dennoch in eine Richtung schlängelnd, bis eine unbarmherzige Ausblendeden Hörgenuß jäh beendet. Auch nach 20 Jahren klingen die Lounge Lizards unverkennbar nach Lounge Lizards. Und bereits das ist eine Leistung. Aber vielleicht tun sich viele mit John Luries New Yorker Downtown-Jazz Combo schwer, weil sie so unberechenbar ist. Wenn etwa die post-Coltranesche Kraft von „The Birds Near Her House“ von einem kammermusikalischen Piano-Solo schmerzlich gebremst wird, um dann in verschlungenen Sopransaxophon-Phrasen zu münden, fordert das schon ein Mindestmaß an Verständnis beim Hörer. Ansonsten bleibt bei den Lounge Lizards wie immer alles anders: Weltmusik, Vaudeville, Rock, Zappaeske-Comedy-Music, orientalische Rhyhmen, Funk und allerlei Zitate aus der Prä-Free-Jazz-Historie gehen auf QUEEN OF ALL EARS eine heilige Hörallianz ein. Und ob das nun Jazz“ oder „Fake“ genannt sein will, ist letztlich ganz egal.