Julian Lennon – Photograph Smile
Gesetzt den Fall, Mark Chapman hätte daneben geschossen. Damals, vor dem Dakota Building in New York. Dann würde John Lennon heute noch leben und bei MTV-Unplugged auftreten. Hin und wieder mit Brian Eno zusammenarbeiten und alle fünf Jahre ein kryptisches Meisterwerk veröffentlichen. Eine Hacienda in Goa besitzen, Werbung für American Express machen – und seinem Sohn Julian einen freundlichen Klaps auf den Hinterkopf geben. Täte ihm gut. Denn nachdem Julian sich jahrelang darüber beklagt hat, das übermächtige Erbe des Vaters hindere seine Selbstfindung, hat er mit PHOTO-GRAPH SMILE genau dieses Erbe angetreten. Nun, da halb England musiziert wie Lennon selig und mit Cliff „Morisson“ die Doors ihren Wiedergänger geklont haben, fallen sämtliche Barrieren. Julians Stimme ist produktionstechnisch prima auf John Lennon getrimmt, und die Streicher Streichelkleistern auch noch den letzten Funken an Originalität zu Tode. Die Lyrics ergehen sich in lahmen Beziehungsgejammer („Ich bitte dich, zeig‘ mir den Weg zu deinem Herzen“)-„Way To The Heart“ bedient sich ganzer Passagen aus „Lucy In The Sky With Diamonds“. Der Attentäter hat John Lennon erschossen, weil er sich selbst für den Meister hielt. Das nennt man psychische Krankheit. Julian hält sich auch für John, nur nennt er es „Karma“.
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