Ravi Coltrane – Moving Pictures

Wenn die Söhne in die Fußstapfen ihrer berühmten Väter treten, dann ist die Erblast riesig. Entweder bleibt man da ewig hinter den mächtigen Schultern des Erzeugers, oder man sucht sich ein gänzlich neues Ausdrucksfeld. Ravi Coltrane, der zweite Sproß von Übervater John Coltrane, hingegen hat es geschafft, die meditativ-aufwühlende Jazz-Sprache der 6oer aufzunehmen und sie mit einer eigenen Handschrift fortzuführen. Hierfür konnte Ravi jetzt u.a. den Alt-Saxophonisten und Produzenten Steve Coleman gewinnen, der dank seiner polyrhythmischen Komplexität, seines vielseitigen Atems längst auf den Einfluß von Coltrane senior verwiesen hat. Zusammen sind die beiden Saxer unschlagbar. Da werden alle erdenklichen Kombinationen ausgelotet, vom straighten Bop bis hin zum Funk-Soundgerüst, wobei sich das Ensemble immer in einem pulsierenden musikalischen Kontext bewegt. Dieses Album ist eine vibrierende Verbeugung vor dem Gestern – und dem Morgen. Und damit der Musik des legendären Trane nicht unähnlich.