Yes – Something’s Coming: The BBC Recordings 1969 -1970

Als Alexander der Große in Babylon der Pest anheimfiel, teilten sich seine Generäle das Megareich untereinander auf. Die Diadochen nährten sich vom Ruhm des Feldherrn, erreichten aber nie die vergangene Größe. Mit den Beatles und jenen, die sich aus ihren Scherben neue Stile zimmerten, verhält es sich ähnlich. Pink Floyd oder Yes blühten erst nach dem April 1970 richtig auf, interessanter und besser waren sie vorher. Wem diese Parallele irgendwie deplaziert vorkommt, soll abwarten. Es kommt noch schlimmer. Yes traten im August 1967 erstmals als Yes auf, am Rande eines Campingplatzes in Essex. Kümmerte das Publikum damals natürlich herzlich wenig: Jon Anderson, der eigentlich Brad Siger heißt, trat zuvor unter dem charmanten Pseudonym Hans Anderson auf. Chris Squire (bass) und Tony Banks (git.) kamen von einer Band namens Syn, Jazz-Drummer Bill Bruford und Tony Kaye (key) wurden per Anzeige im „Melody Maker“ aufgestöbert. Man coverte „Something’s Coming“ von Leonard Bernstein,“Every Little Thing“ von Lennon/McCartney und zerpflückte Paul Simons beschauliches „America“ bis zur Unkenntlichkeit. Von Traffic bis Buffalo Springfield kleideten Yes alles, was irgendwie swingte, in ein tuntiges Gewand aus Beat und Jazz und dem, was später Progrock sein sollte. Fremde Idee wurden, wie SOMETHING’S COMING dokumentiert, als Manövriermasse mißbraucht, die eigene Kreativität enthusiastisch gefeiert. Selbst hauseigenen Kompositionen wie „Then“, „Astral Traveller“ oder „Sweet Dreams“ gebrach es nicht an Ideen, sondern an technischen Möglichkeiten. Daß es die technischen Möglichkeiten waren, an denen Yes in den späten 70ern ersticken sollten, macht dieses unscheinbare Doppelalbum umso sympathischer. Das unbeschwerte „Warum nicht?“ der professionellen Fledderer hört man übrigens heute wieder, allerdings aus dem hippen Zeltlager der Chemical Brothers oder The Orb. Arg schlimm?