Und jetzt: die Singles

Lange ist’s her, daß uns die Australier Man At Work mit tollen Hits wie „Down Under“ und weniger tollen Hits wie „Who Can It Be Now?“ erfreuten. Colin Hay war deren sympathischer, hochstirniger und unrockstarhafter Frontmann. Und der hat jetzt wieder eine Single draußen. Sie heißt „Don’t Believe You Anymore“ (Hypertension/ARIS/BMG Ariola) und enthält drei Songs, die nie auch nur ansatzweise die Klasse und Setbstironie von Men At Work erreichen. Das ist liebloser und – ganz klar – perfekt produzierter Designerpop von einem, der mit Mitte 40 nochmal ein bißchen Geld machen will. Das tut zwar nicht weiter weh, bleibt aber auch nicht hängen. 3 Sterne

Es soll ja Leute geben, die lehnen Die Sterne kategorisch als neunmalkluge Hamburger Oberlehrer ab. Und Rock machen die auch noch, die Sterne. Daß deren Musik auch in anderen Formaten funktioniert, beweist die aktuelle Single „Bis neun bist Du o.k.“ (L’Age D’Or/Epic/Sony Music), bzw. die vier Remixe darauf. Dabei gibt es zwei Gewinner: der reduzierte „Michael Mayer Remix“, der die Gesangsspur fast ganz am Leben läßt sowie Schorsch Kameruns triphoppige Ausarbeitung „Überlebung“, die mit dem Original kaum noch was gemeinsam hat. Ach, ja, Sony läßt uns noch wissen: „gibt s auch als Vinyl 12″. Da sind nur die Remixe drauf.“ 4 Sterne

Zwar keine Remixe, aber drei tolle Stücke sind auf „Tanzen“ (PIAS/Connected) von Pole drauf. Hinter diesem Projektnamen steckt der Berliner Stefan Betke aus dem Dubplates- und Basic Channel-Umfeld. Analoge Störgeräusche und Knacken, geloopt und verstärkt, wird bei Pole zum rhythmischen Grundgerüst. Darüber gibt’s sparsame und trippige Sound- und Melodieverzierungen. Hat irgendwie mehr mit Dub als mit Techno zu tun. 4 Sterne

Und noch eine Band, die irgendwie Techno ist und dann doch wieder nicht: Plexiq aus Hamburg legen mit ihrer Maxi „Cosmo“ (Clearspot/Efa) eine neue Variante von Electronic Listeningvor. Mit relativ „normalen“ Instrumenten wie Bass, Schlagzeug und Keyboards sowie einem Mann an den Effektgeräten gibt’s drei Stücke lang housige, trippige, ultratanzbare Musik, wie wir sie so nur aus Japan kennen. Und was das Schönste ist. Mann, das ist alles noch richtig handgemacht. So wie, äh, die Rotling Stones ja auch. 5 Sterne

Gibt’s das? Da flattert doch noch – kurz vor Redaktionsschluß – die neue Madonna Single „Frozen“ (Maverick/WEA) herein. Die „Album Version“ des Titelsongs ist ein über sechsminütiges, episches Pop-Dingens mit unverschämt catchy Melodie, dick aufgetragenen Streicherarrangements die ja seit Goldie salonfähig sind – und dezenten Zugeständnissen im Beat an die musikalische Neuzeit Ja, und das gibt es natürlich noch in vier Remixes. Die besten sind: der „Stereo MC’s Mix“ (schön mitTabla, Flöten und phatten Beats) und William Orbits „Meltdown Mix -Long Version“, der einen Eindruck davon vermittelt, wie Madonna klingen könnte, hätte Prodigys Liam Howlett es nicht abgelehnt, ihre Musik zu produzieren. 5 Sterne

They never should have written ‚Happy‘ because it’s terrible“, schreibt der englische NME in einer „Travis-Konzertbesprechung. Tja. Das ist einfach Dummes, sorry, Kollegen. „Happy“ (Independiente/Sony Music) ist nämlich nicht terrible, sondern vielmehr great. Ein bittersüß-fröhlicher, simpler Popsong mit catchy Hookline, frisch aufgespielt, auf daß der Hörer happy hüpfe. What’s wrang with that, um mit Paul McCartney zu fragen? Wie bei den Schotten üblich gibt’s als Bonustracks auch diesmal nicht Ausschußware, sondern mit dem balladösen „Unbelievers“ und dem spannenden Rocker „Everyday Faces“ Songs, über die manch andere Band als Albumtrack froh wäre. 4 Sterne